Laut der Nachrichtenagentur ABNA schrieb die amerikanische Zeitung New York Times in einem Bericht: Der Rücktritt von Andrij Jermak, dem Leiter des Büros des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, könnte darauf abgezielt haben, ein Misstrauensvotum gegen die Regierung im ukrainischen Parlament zu verhindern.
Die New York Times schrieb unter Berufung auf informierte Quellen, dass Jermak wahrscheinlich „zugestimmt habe, sich zu opfern“, um die Verabschiedung eines Misstrauensvotums zu verhindern. Es ist jedoch noch unklar, ob diese Maßnahme ausreichen wird, um die aktuelle politische Krise einzudämmen; denn bei Annahme eines Misstrauensvotums müsste das gesamte Kabinett Selenskyj zurücktreten.
Dem Bericht zufolge hat bisher keiner der einflussreichen Führer ukrainischer Parteien den Rücktritt Selenskyjs gefordert, da unter Kriegsrecht keine Wahlen abgehalten werden.
Am 10. November leiteten das Nationale Antikorruptionsbüro der Ukraine (NABU) und die Spezialisierte Antikorruptionsstaatsanwaltschaft (SAP), die vom Büro Selenskyjs unabhängig sind, Ermittlungen gegen ein großes Korruptionsnetzwerk im Energiesektor ein, das als „Operation Midas“ bekannt ist. Durchsuchungen fanden bei der Firma „Energoatom“ und in den Wohnungen des Geschäftsmannes Timur Minditsch und des damaligen Energieministers Herman Galuschtschenko statt. Nach ersten Erkenntnissen sollen in diesem Netzwerk rund 100 Millionen Dollar gewaschen worden sein.
Die NABU veröffentlichte auch einige aufgezeichnete Gespräche aus der Wohnung von Minditsch, die korruptionsrelevante Dialoge zeigten. Am 17. November gab es Berichte, dass der Name Andrij Jermak in der Akte unter dem Pseudonym „Ali Baba“ aufgetaucht sein könnte.
Die Aufdeckung dieses Falles führte zu einer tiefen politischen Krise in der Ukraine, das Parlament wurde für mehrere Tage geschlossen, und eine Reihe von Abgeordneten, sogar von der regierenden Partei „Diener des Volkes“, forderten Jermaks Entlassung. Am 28. November wurde ebenfalls berichtet, dass Anti-Korruptionsbehörden Jermaks Wohnung und Büro durchsuchen; ein Sachverhalt, den er persönlich bestätigte. Stunden später gab Selenskyj bekannt, dass Jermak offiziell sein Rücktrittsschreiben eingereicht habe.
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