In einer Pressekonferenz mit dem saudischen Außenminister Prinz Faisal bin Farhan Al Saud am Donnerstag in Riad bekräftigte der zu Besuch kommende Antony Blinken, dass Washington weiterhin eine wesentliche Rolle bei der Ausweitung der Normalisierung zwischen dem Tel Aviv-Regime und Saudi-Arabien spielen werde.
Blinken, der sich im Rahmen der Bemühungen der USA zur Entschärfung von Streitigkeiten im Zusammenhang mit den Ölpreisen und der Öffnung Riads gegenüber Iran im Königreich aufhielt, betonte außerdem, dass die Normalisierung der Beziehungen zwischen dem israelischen Regime und seinen Nachbarn für Washington Priorität habe.
Der saudische Außenminister wies die Äußerungen seines amerikanischen Amtskollegen jedoch zurück und sagte, das Königreich glaube, dass „eine Normalisierung der Beziehungen zu Israel, ohne dass es einen Weg zum Frieden für die Palästinenser gibt, nur begrenzten Nutzen bringen wird.“
„Die palästinensische Frage war und bleibt das zentrale Thema für die arabischen Länder und steht an oberster Stelle der Prioritäten des Königreichs“, hatte der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman auch während des Gipfeltreffens der Arabischen Liga am 19. Mai in Dschiddah betont.
„Wir werden nicht zögern, dem palästinensischen Volk bei der Rückgewinnung seines Landes, der Wiederherstellung seiner legitimen Rechte und der Gründung eines unabhängigen Staates innerhalb den Grenzen von 1967 mit Ost-al-Quds als Hauptstadt zu helfen“, bemerkte er damals weiter.
Blinken bekräftigte am Donnerstag außerdem, dass Washington die Beziehungen zu Syrien nicht normalisieren werde und die Normalisierung der Beziehungen anderer Länder zur Regierung von Präsident Baschar al-Assad nicht unterstütze.
Prinz Faisal seinerseits verteidigte die bahnbrechende Entscheidung der Arabischen Liga, die Suspendierung Syriens aufzuheben, die kurz nach Beginn des vom Ausland geförderten Konflikts im Land vor zwölf Jahren entschieden wurde.
„Syrien hat sich sehr klar dazu verpflichtet, auf die Bedenken der internationalen Gemeinschaft einzugehen“, sagte der saudische Chefdiplomat.
„Wir haben unterschiedliche Meinungen, aber wir arbeiten daran, einen Mechanismus zu finden, um zusammenarbeiten zu können“, betonte der saudische Außenminister auch während der Pressekonferenz mit dem US-Außenminister.
Der saudische Außenminister betonte ferner, dass China und Saudi-Arabien enge und strategische Verbündete seien und die Zusammenarbeit im Energie- und Finanzsektor verstärkt hätten und dass „die Zusammenarbeit wahrscheinlich zunehmen wird“.
Saudi-Arabiens Beziehungen zu den USA und China sind kein „Nullsummenspiel“
Er sagte, die Beziehungen Saudi-Arabiens zu den Vereinigten Staaten und China seien kein „Nullsummenspiel“.
„Wir sind alle in der Lage, mehrere Partnerschaften und vielfältige Engagements einzugehen, und die USA tun in vielen Fällen dasselbe“, sagte Prinz Faisal in Riad.
„Ich bin also nicht in diese wirklich negative Sichtweise verstrickt. Ich denke, wir können tatsächlich eine Partnerschaft aufbauen, die diese Grenzen überschreitet“, so der saudische Spitzendiplomat.
Riads Stärkung seiner Handels- und Sicherheitsbeziehungen mit Peking erfolgt zu einem Zeitpunkt, an dem der Einfluss der USA im Nahen Osten schwindet.
Blinken war der zweite hochrangige US-Amtsträger, der Saudi-Arabien in weniger als einem Monat besuchte, nach einem Besuch des nationalen Sicherheitsberaters des Weißen Hauses, Jake Sullivan, am 7. Mai.
Allerdings wurden Blinkens Treffen mit bin Salman und den Außenministern des Persischen Golf-Kooperationsrates (GCC) auf die Innenseiten von Al-Watan und Okaz, den beiden großen Zeitungen in Saudi-Arabien, verbannt.
Blinken und der Kronprinz führten eine Stunde und 40 Minuten lang „offene“ Gespräche, sagte ein US-Beamter und behandelten Themen wie den Konflikt im benachbarten Jemen, den Krieg im Sudan, in Israel sowie Menschenrechte.
Riad hat auch seine wachsenden Beziehungen zu Russland und China genutzt, da die Biden-Regierung einige saudische Forderungen abgelehnt hat, darunter die Aufhebung der Beschränkungen für Waffenverkäufe und Hilfe für sensible High-Tech-Industrien.
Riad ist wiederholt mit US-Präsident Joe Biden in Konflikt geraten, was die Versorgung der globalen Märkte mit Rohöl, seine Bereitschaft zur Partnerschaft mit Russland in der OPEC+ und seine Entscheidung angeht, die vollständigen diplomatischen Beziehungen mit Iran im Rahmen eines von China vermittelten Abkommens wiederherzustellen.