Eine Abordnung des Zentralrats der Muslime in Deutschland war vom 07.-09. Mai 2019 in Sri Lanka, um sich solidarisch mit den Opfern der Terroranschläge von Ostern zu zeigen. Hierbei wurde deutlich: Ziel der Terroristen ist es, die Gesellschaft auseinander zu bringen. Die Antwort kann nur sein, den interreligiösen Dialog weiterzuführen, sagte ZMD-Generalsekretär Abdassamad El Yazidi, der zusammen mit dem Mitglied des Gelehrtenrates des ZMD Dr. Prof. Abdelmalek Hibaoui letzte Woche zu Beginn vom Ramadan dort war. islam.de sprach mit dem ZMD-Generalsekretär.
Wie El Yazidi fordert auch Hibaoui, dass alle Religionen füreinander ein- und gegen den Terror zusammenstehen. Die Delegation hatte zuerst die von den Anschlägen betroffene St. Anthony Church besucht.
Bei dem dreitägigen Aufenthalt in Sri Lanka standen die Begegnung mit der Regierung von Sri Lanka, dem Deutschen Botschafter, sowie Vertretern der muslimischen und buddhistischen Religionsgemeinschaften im Vordergrund.
islam.de: In welchem Zustand befindet sich derzeit das Land? Welcher Eindruck konnte gewonnen werden, was die Aufarbeitung der Verantwortlichen für diesen menschenverachtetenden Terroranschlag angeht und wie geht das Land derzeit damit um?
El Yazidi: In Sri Lanka hat es vor den Terroranschlägen einen guten Dialog und Austausch in der Gesellschaft und den Religionen insbesondere unter den Muslimen und Christen gegeben. Der Terror hat in der Bevölkerung Angst und Verunsicherung ausgelöst. Die Vertreter der Religionsgemeinschaften in Sri Lanka und auch die Srilankische Regierung haben sehr eindrücklich - nach den Anschlägen - zu Besonnenheit und zum gemeinsamen Kampf gegen den Terror aufgerufen.
islam.de: Welche Stellen, die vom Terror heimgesucht waren, haben sie besucht, und welche Botschaften haben die Repräsentanten der Regierung von Sri Lanka an Sie richten wollen?
El Yazidi: Wir haben in erster Linie die Kirchen besucht, um unsere Solidarität mit den Opfern zu zeigen. Darüber hinaus haben wir Gespräche mit Vertretern der Buddhistischen Gemeinden und der muslimischen Gelehrten geführt.
Auf politisch-diplomatischer Ebene hatten wir Gespräche mit dem deutschen Botschafter in Sri Lanka, Joern Rohde, sowie mit dem Minister für christlich-religiöse Angelegenheiten, John A.E. Amaratunga, sowie dem Abteilungsleiter in Ministerium für islamisch - religiöse Angelegenheiten, Fahim M. Hashim.
Sowohl die relegiösen Vertreter als auch die Vertreter der srilankischen Regierung sind sich darin einig dem Ziel der Spaltung der Gesellschaft durch jedweden Terrorismus gemeingesellschaftlich und über religiöse Grenzen hinaus entgegen zu stehen, also dem Terrorismus die Stirn zu bieten.
islam.de: In Neuseeland hat sich die Ministerpräsidentin schnell und sehr klar geäußert. Gibt es ähnliche Persönlichkeiten der Öffentlichkeit, die zu den Anschlägen Stellung nahmen, in Sri Lanka selbst?
El Yazidi: Auch in Sri Lanka hat sich der Ministerpräsident klar geäußert und den Terror verurteilt und nicht die Religionen. Das fand ich sehr wichtig.
islam.de: Was ist Ihre persönliche Erkenntnis aus der Reise?
El Yazidi: Wir brauchen mehr denn je eine Allianz der Vernunft und Barmherzigkeit, um dem Netzwerk des Hasses und der Spaltung, das vor Gewalt nicht zurückschreckt, mit Dialog, Respekt und Nächstenliebe entgegen zu wirken.
Die direkte Begegnung ist durch keine Stellungnahme oder Erklärung zu ersetzen. Das hat uns die Dankbarkeit und Zufriedenheit über unsere Reise bei all unseren Gesprächspartnern in Sri Lanka gezeigt.
islam.de: Es wird stets behauptet, Muslime begnügen sich in Sachen Extremismusbekämpfung auf das Verurteilen von Anschlägen und nur wenn sie selber Opfer sind, würden sie erst Solidarität zeigen.
Hier hat der ZMD diese Sprache gewählt. Überraschend war aber, dass in den hiesigen Medien so gut wie gar nicht darüber berichtet worden ist, obwohl der ZMD-Vorsitzende noch eine Woche zuvor einem Millionenpublikum (Sendung Maybrit Illner) diese Reise angekündigt hat. Wie erklären sie sich das?
El Yazidi: Es ist seit Jahren zu beobachten dass positive Meldungen über Muslime wenig Beachtung und Verbreitung in der deutschen Medienlandschaft finden, das bedaure ich auch. Indirekt wird damit das Bild der Muslime als aktiver Teil in unserer Gesellschaft untergraben.
Wir können die deutschen Medienvertreter nur eindringlich ermutigen das vielfältige positive Engagement der Muslime in Deutschland mit ähnlich starkem Elan abzubilden, wie Sie es mit negativen Schlagzeilen über vermeintliche Muslime tun.
islam.de: Wie soll es weiter gehen?
El Yazidi: Wir pflegen unsere aufgebauten internationalen Kontakte genauso wie wir unseren Dialog auf nationaler Ebene verstärken und weiterführen. Jeder Angriff auf Menschen unabhängig Ihrer Herkunft Sprache oder Religion wird von uns mit mehr Dialog, gesellschaftlichem Zusammenhalt, Barmherzigkiet und Nächstenliebe beantwortet werden.
islam.de: Vielen Dank