Es scheitert am Geld. Mohammed Seddadi, Vorsitzender des Vereins Islamische Gemeinde Frankfurt, versucht schon lange, einen Imam einzustellen, der die gleiche Sprache spricht wie die Jugendlichen der angeschlossenen Abu-Bakr-Moschee. Einen Imam, der in Deutschland aufgewachsen ist und ähnliche Lebenserfahrungen gesammelt hat wie die Jugendlichen, der ihnen in Sprache und Ansprache näher ist als ein Imam aus dem Ausland. Gescheitert sei die Suche bisher an den Gehaltsvorstellungen der in Deutschland ausgebildeten Imame. Denn sie verlangten bis zu 5000 Euro brutto, wohingegen sich ein Imam aus dem Ausland mit 2500 bis 3000 Euro begnüge. Seddadi sagt: „Wir können uns das nicht leisten.“
Eingeladen zu einer Diskussionsrunde in zwei Moscheen hatte der Mediendienst Integration. Die Leitfrage lautete: „Was ist ein deutscher Islam?“. Antworten auf diese Frage gab es bis zum Ende der Diskussion nicht. Wohl aber einen Einblick in zwei komplett unterschiedliche Moscheen. Die eine: glanzvoll von außen, konservativ von innen. Die andere, die IIS-Moschee: baufällig von außen, weltoffener in der inneren Struktur.
Kritik gefallen lassen
Die Abu-Bakr-Moschee gilt als die schönste in Frankfurt. Und das zeigen die überwiegend aus Marokko stammenden Mitglieder gerne. Männer und Frauen beten dort getrennt. Nicht aus religiösen Gründen, wie sich Seddadi zu sagen beeilt. Eher aus traditionellen Gründen. Um die Denkmuster der älteren Mitglieder aufzulösen, „braucht es noch Zeit“. Er spricht offen über Finanzierungsschwierigkeiten und verkrustete Strukturen, auch über den Vorwurf an die Gemeinde, einem radikalen Redner vor einigen Jahren eine Bühne gegeben zu haben. Seddadi spricht aber auch von dem Versuch, es besser zu machen. Zur eigenen Überprüfung werden beispielsweise alle Wortbeiträge in der Moschee aufgezeichnet. Jeder, der eine Ansprache halte, müsse sich mit einer Unterschrift verpflichten, auf dem „Boden der deutschen Verfassung“ zu stehen.
Gastgeber Seddadi, ein Familienvater mit grau-schwarzem Bart, muss sich auch Kritik gefallen lassen. Weil der Eindruck eines offenen Hauses nicht zum Internetauftritt der Gemeinde passen will. „Welche Homepage?“, fragt der Mann verdutzt. Die sei doch schon seit Jahren „offline“. Im Internet ist sie aber noch abrufbar. Mit Inhalten, die bestenfalls als konservativ zu umschreiben sind. Der Vorsitzende zeigt sich irritiert. Manchmal sei der Preis der finanziellen Unabhängigkeit einer Gemeinde hoch, sagt er. Weil alle Arbeiten, vom Putzdienst bis zur Betreuung der Internetseite, ehrenamtlich organisiert würden. Fehler blieben da manchmal unbemerkt. Er verspricht: „Ich kümmere mich.“
Darauf ein wenig stolz
Die zweite Moschee handelt ebenfalls frei von staatlichen Zuschüssen, wie Naved Johari, Imam und im Vorstand des Vereins Islamische Informations- und Serviceleistungen (IIS), hervorhebt. Das Gebetshaus liegt in einem Hinterhof. Die Räume sind kalt, der Teppich ist zerschlissen. Johari ist genau darauf ein wenig stolz. Denn daran zeige sich, wie konsequent der Verein auf seine Unabhängigkeit achte. „Finanzielle Eigenständigkeit geht mit einem hohen Maß an Unabhängigkeit einher“, sagt er. Daraus resultiere Glaubwürdigkeit.
Doch die hat in der Vergangenheit gelitten. Denn der Verfassungsschutz hat schon gegen das Umfeld der IIS-Moschee ermittelt. Der Gemeinde wurden lose Kontakte zur Muslimbruderschaft vorgeworfen. Das Verfahren wurde eingestellt. Trotzdem haben die Schlagzeilen dem Ruf der Gemeinde dauerhaft geschadet. Die Integrationsarbeit werde nicht mehr wahrgenommen, klagt Johari. Dabei kommen dort nach seinen Worten Muslime aus 40 unterschiedlichen Ethnien zusammen. Frauen und Männer beten gemeinsam, gepredigt wird in deutscher Sprache.