Der Eckraum des Stadtteilzentrums ist hell erleuchtet. Ein Mann mit dichtem Bart steht vor einer grünen Tafel, wie man sie aus der Schule kennt, und blickt auf die rund zwanzig Männer und mit Kopftüchern bekleideten Frauen, die aus ganz Niedersachsen nach Hannover-Linden gereist sind. „Dann bitte ich um Handzeichen“, sagt der Mann an der Tafel, und schon gehen die Arme im Raum nach oben. Die Gruppe kommt an diesem Samstagabend zügig voran mit ihrer Tagesordnung: Abstimmung – Zustimmung – fertig. Zum Abschluss noch ein Gruppenfoto, und schon kann der gemütliche Teil des Abends bei „Falafel Sultan“ zwei Straßen weiter anbrechen.
Es ist eine kleine, aber womöglich folgenreiche Versammlung. Aus Verärgerung über den Kurs der beiden großen Islamverbände Ditib und Schura haben sich elf Moscheegemeinden und zwei Jugend- und Frauengruppen auf die Gründung eines dritten, neuen Verbands verständigt, der unabhängig von Einflüssen und Geldern aus dem Ausland tätig sein soll. Die „Muslime in Niedersachsen“ wollen stattdessen Gläubige vertreten, die Deutschland als ihre Heimat sehen und sich hierzulande vollständig integrieren wollen.