AhlolBayt News Agency (ABNA)

source : Islam.de
Mittwoch

23 Januar 2019

12:39:13
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Deutschland

Natürlich gibt es einen deutschen Islam

Einen "deutschen Islam" gibt es nicht, behaupten einige Muslime. Ausgerechnet vom größten deutschen Islamverband bekommen sie dafür Stichworte geliefert. Das ist Unsinn.

Unter Muslimen in Deutschland ist die Diskussion wieder aufgeflammt, ob es so etwas wie einen "deutschen Islam" geben kann. Nachdem die Deutsche Islamkonferenz gerade einen entsprechenden Schwerpunkt gesetzt hat, wurde auf der umstrittenen Islamkonferenz beim größten deutschen Islamverband Ditib in Köln Anfang des Jahres einem "deutschen Islam" eine deutliche Absage erteilt.

 Im Abschlusskommuniqué heißt es: eine "Einschränkung des Islams, der durch adjektivische Bestimmung einer bestimmten Region oder einer Nation zugeschrieben wird – wie 'deutscher Islam', 'französischer Islam', 'belgischer Islam' oder 'europäischer Islam' usw.", stünden im Widerspruch zur Universalität des Islams, der alle Epochen und Orte zugleich "erleuchtet". "Türkischer Islam" wird in der Reihung bezeichnenderweise nicht explizit aufgeführt. Dafür aber betonte der neue Ditib-Vorstand kürzlich, die Diyanet, das Präsidium für religiöse Angelegenheiten der Türkei, werde der Ditib weiterhin "als Quelle ihrer spirituellen und religiösen Referenz" eine "wichtige Stütze" sein.

Dieses Unbehagen und verkrampfte Winden, wenn es um Deutschland geht, während man sich zugleich der Diyanet an den Hals wirft, wurde bei der vielbeachteten Pressekonferenz des Vorstands diese Woche trotz aller Beteuerung eines angeblichen Neuanfangs bestätigt. Dass die Ditib-Spitze als Stichwortgeber für die Ablehnung eines "deutschen Islams" fungiert, zeigt, wie problematisch diese Verbandsführung für Deutschland und seine Muslime ist.

Natürlich kann es einen "deutschen Islam" geben. Selbst der Zentralrat der Muslime und sein Vorsitzender Aiman Mazyek haben diese Woche betont, selbstverständlich gebe es einen Islam deutscher oder europäischer Prägung.

In fremden Moscheen fühlen sich Muslime unsicher

Die kursierende Meinung unter Muslimen, es gebe nur einen Islam, ist schlicht historischer und theologischer Unsinn. Und die, die das morgens vehement behaupten, praktizieren mittags ihren Glauben so, wie sie ihn kennengelernt haben, je nachdem, woher ihre Vorfahren stammen, und wie diese den Islam leben oder gelebt haben. Dazu suchen sie entsprechend türkische, marokkanische, bosnische Moscheen auf, und fühlen sich unsicher, wenn sie mal aus Versehen in eine andere Moschee geraten, wo es andere Abläufe, Gebetshaltungen oder Formeln des Lobpreises gibt. 

In einem Einwanderungsland wie Deutschland, mit einer aus aller Herren Ländern zusammengewürfelten islamischen Religionsgemeinschaft, kann man nur dazu raten, irgendwann eigene Vorstellungen zu entwickeln. Erstens sorgt die natürliche Abfolge der Generationen sowieso dafür, dass Traditionen aus den Einwanderungsländern irgendwann verblassen: entweder sind die meisten Kinder, die hier geboren wurden, bereits Deutsche oder sie oder ihre Kindeskinder werden es einmal sein.