Sieben Jahre mussten seine Eltern warten, bis sie ihr erstes Kind bekamen. Sie hatten die Hoffnung bereits aufgegeben. Er war das zweite Kind, sie nannten ihn Adem. Ihr Hof außerhalb des Dorfes war klein, ein paar Kühe, zu wenig Weideland, um das Vieh satt zu kriegen. Im Sommer führte der Vater die Kühe morgens und abends in den Wald oder zur Wegböschung, immer dorthin, wo gerade etwas Gras wuchs. Tagsüber arbeitete er in der Fabrik.
Als Adem und seine Geschwister alt genug waren, packten sie mit an. Jeweils zwei Kinder waren draußen mit den Kühen, noch bevor die Sonne aufging, die anderen beiden erledigten den Haushalt. Danach gingen alle zusammen durch den Wald in die Schule. Es gab kaum Spielzeug, das Geld reichte nicht. Einmal wünschte sich Adem eine Tischtennisplatte, und der Vater zimmerte ihm eine aus einer alten Stalltür. Als Adem, kaum erwachsen, ins Ausland zog, um in Wien eine Stelle als Imam anzutreten, ließen die Eltern ihn gehen.