Herr Dr. Özoguz, das Jahr 2018 das in wenigen Tagen zu Ende geht, war gekennzeichnet durch eine Reihe von Ereignissen. Aus iranischer Sicht war der Ausstieg der USA aus dem Atomabkommen das Wichtigste, denn hier wurde gegen ein wichtiges internationales Abkommen verstoßen und noch schlimmer, dass andere Unterzeichnerstaaten aufgefordert wurden, diesem Schritt zu folgen und somit gegen das internationale Recht zu verstoßen. Dazu höre ich gerne ihre Analyse.
Özoguz: Bevor ich mit meiner Analyse diesbezüglich anfange, möchte ich mein Beileid und meine Kondolenz an Imam Khamenei und das gesamte Volk in der Islamischen Republik Iran ausdrücken, zum Dahinscheiden von Ayatollah Schahroudi, möge Allah ihm Gnade erweisen. Wir haben heute Morgen im Fernsehen auch das entsprechende rituelle Gebet für den Verstorbenen verfolgen können. Inschallah möge das iranische Volk auch weiterhin so erfolgreich die Gelehrten unterstützen und auch das letzte Geleit geben, wenn es notwendig ist.
Kommen wir nun zu Ihrer Frage. Wenn Sie mich fragen, so ist nicht das Atomabkommen an sich selbst und dessen Aufkündigung der entscheidende Faktor, sondern die Gnade, die uns Allah erwiesen hat, die eine Prognose Imam Khameneis von vor vielen Jahren eingetreten ist und wir dadurch die Heiligkeit unserer Zeit noch besser als vorher erkennen können. Und das ist schon eine besondere Gnade, die in diesem Zusammenhang zu erwähnen ist. Denn es kommt selten vor, dass eine Prognose in dieser Klarheit und Offenheit für alle erkennbar eintritt. Ich erinnere mich daran, dass Imam Khamenei vielleicht vor einem Jahrzehnt oder noch mehr sehr deutlich darauf hingewiesen hat, dass man den USA niemals trauen kann, die USA ihre Abkommen und Verträge niemals einhalten und vieles andere mehr. Und insofern ist tatsächlich das eingetreten, was Imam Khamenei auch bezüglich des Atomabkommens sehr konkret prognostiziert hat. Denn dies war ja keine allgemeine Prognose, sondern eine sehr konkrete Prognose. Und genau das ist eingetreten und in diesem Zusammenhang sind jetzt einige Aspekte zu berücksichtigen. Auf der einen Seite sind natürlich die verschärften Sanktionen, die dann eingetreten sind. Die bedeuten zweifelsohne eine gewisse Belastung für die Islamische Republik Iran besonders für die Bevölkerung, da bestimmte Dinge nicht mehr eingeführt werden können. Aber im gleichen Moment treten neue Chancen hervor, die in dieser Form vielleicht nur wenigen Völkern zuteilwerden, vor allem wenigen Völkern, die solch eine Befreiungstheologie in die Welt tragen, um zu zeigen, dass ein Volk, das sich von den USA und von dem Imperialismus und Kapitalismus befreit, wirklich frei sein kann. Denn wir haben ja- wie nennt das die westliche Welt - die historisch stärksten, größten und einmaligen Sanktionen gegen die Islamische Republik Iran. Man muss sich das ja geradezu auf der Zunge zergehen lassen. Was hat denn die Islamische Republik Iran getan, dass sie die historisch größten Sanktionen erhält. Nicht einmal Hitler hat solche Sanktionen bekommt? Die Islamische Republik Iran ist vom SWIFT-Abkommen, das heißt vom gegenseitigen Zahlungsverkehr der Banken zueinander, abgekoppelt worden. Das hat es in der Weltgeschichte tatsächlich noch nicht gegeben. Wie gesagt, nicht einmal im 2. Weltkrieg hat man den Zahlungsverkehr eingestellt zu irgendeinem Staat. Und hier ist das der Fall. Man hat es getan. Das ist aber gleichzeitig eine Chance, so groß die Belastung ist. Es ist eine Chance, nicht nur für die Islamische Republik Iran, sondern für die ganze Welt. Wir sehen plötzlich, wie Chinesen und Russen an einem alternativen Zahlungsverkehrssystem arbeiten. Wir sehen, dass die Europäer gezwungen werden, sich irgendetwas einfallen zu lassen. Leider sind die Europäer noch viel zu abhängig von den USA, von England und von dem Zionismus.
Das Interview wurde geführt von: Seyed-Gedayarollah Dhahrokny
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Anmerkungen: 1. Das Interview in voller Länge im Audio!
2. Das Interview wurde am 26. Dezember aufgezeichnet