AhlolBayt News Agency (ABNA)

source : Islam.de
Dienstag

11 Dezember 2018

05:04:30
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Indien

Tempelpolitik vor Gericht

Ob Narendra Modi an der Macht bleibt, ist nicht nur parteipolitisch wichtig, sondern von kulturell-ideologischer Bedeutung: Religiöse Streitigkeiten überschatten Indiens Wahlkampf.

Die indische Republik ist im Wahlmodus. Obwohl die Parlamentswahlen erst im nächsten Sommer stattfinden, ordnet sich bereits das Feld der Parteien und werden Strategien geschmiedet. Die entscheidende Frage lautet, ob Premierminister Narendra Modi, der starke Mann der Politik in diesem Jahrzehnt, weiter an der Macht bleibt oder nicht. Dies ist nicht nur parteipolitisch wichtig, sondern von kulturell-ideologischer Bedeutung. Modi wird als Nationalist bezeichnet, der einen „Hindu-Staat“ bevorzugt. Das würde sich gegen Muslime und Christen richten. Vor allem der alte Zwist zwischen Hindus und Muslimen, der zur Teilung des Subkontinents in Indien, Pakistan und Bangladesch geführt hat, kocht auf unterschiedlichen Ebenen wieder hoch.

Die kulturelle Elite ist in Aufruhr, während eine Institution nach der anderen „safronisiert“ wird, das heißt: die Farbe der Bharatiya-Janata-Partei (BJP), der Regierungspartei, annimmt. So nachvollziehbar das Grundanliegen der BJP erscheint, nämlich das altindische kulturelle und religiöse Erbe zu neuer Geltung zu bringen, versäumt sie es jedoch, die auch im indischen Ethos verankerte Inklusivität, den Einheitsgedanken, zu stärken und ihm Wirkungsraum zu geben. Die nächsten Jahre werden entscheiden, ob Indien eine gemäß seiner Verfassung „säkulare“ Nation bleibt, die sämtliche Religionen und Ethnien, Frauen und Männer als gleichberechtigt anerkennt, oder aber den Weg der westlichen Nationalisten einschlägt, die durch Abgrenzung und Spaltung regieren wollen.