Die regierende islamfeindliche Lega in der norditalienischen Lombardei hat sich durch den Verkauf einer ehemaligen Kirche an Muslime in die Bredouille gebracht. Die Gesundheitsbehörde von Bergamo, die direkt der Regionalregierung untersteht, hatte zusammen mit anderen Immobilien eine frühere Krankenhauskapelle versteigert. Den Zuschlag erhielt am Donnerstag die örtliche islamische Gemeinde, die das Gebäude weiter religiös nutzen will. Bergamos Bürgermeister Giorgio Gori sprach am Freitag auf Facebook von einem „satten Eigentor“ der Lega.
Verkauf soll nicht rechtskräftig werden
Der Lega-Politiker Pietro Foroni von der Regionalregierung forderte unterdessen laut der Zeitung „La Repubblica“ (Onlineausgabe Freitag), den Verkauf nicht rechtskräftig zu machen. Gegen eine nachträgliche Änderung der Ausschreibung könnten die Muslime allerdings laut dem Bericht rechtlich vorgehen.
Die Kirche, die seit 2015 von der rumänisch-orthodoxen Gemeinde genutzt wurde, war von der Gesundheitsbehörde mit weiteren Liegenschaften im Gesamtwert von 6,1 Millionen Euro unter den Hammer gekommen. Die örtliche Vereinigung der Muslime, die ihre Gebete bislang in einer Lokalität am Stadtrand abhält, ersteigerte den Bau für 450.000 Euro, acht Prozent über dem Schätzpreis. Die rumänischen Christen müssen die Kirche laut der Ausschreibung binnen 30 Tagen nach dem Eigentümerwechsel räumen.
Kultbauten werden faktisch verhindert
Die Muslime umgehen mit dem Erwerb und der geplanten Umwidmung ein von der Lega 2015 modifiziertes Gesetz, das die Errichtung neuer Kultbauten faktisch verhindert. Bürgermeister Gori erklärte, er verstehe das Befremden seiner Mitbürger; allerdings würden in Syrien und im Irak umgekehrt auch Moscheen in Kirchen umgewandelt. „Die Feinde der Christenheit“ seien „nicht die Muslime, sondern die, die jeden Sinn für Spiritualität verloren haben“, so Gori.
Nach dem Kultbau-Gesetz der Lega darf auch die jetzt heimatlose rumänisch-orthodoxe Christengemeinde in Bergamo keine neue Kirche bauen. Die Stadt werde ihnen bis zu einer definitiven Lösung einen „angemessenen Raum“ für Gottesdienste zur Verfügung stellen, kündigte der Bürgermeister an. (KNA, iQ)