Die stellvertretende Vorsitzende der AfD-Fraktion im Bundestag Beatrix von Storch steht der Gründung muslimischer Vereinigungen in ihrer Partei eigenen Angaben zufolge unter bestimmten Bedingungen offen gegenüber. „Wenn es den Wunsch danach gibt, dann mögen sie sich gründen“, sagte von Storch der „Welt am Sonntag“. Es gebe „viele integrierte Muslime und Migranten bei uns in der Gesellschaft“, diese könnten „auch bei uns ein Zuhause finden“. Die AfD sei eine „Partei für die Religionsfreiheit“. Ähnlich äußerte sich auch der religionspolitische Sprecher der Partei, Volker Münz, am Samstag im Deutschlandfunk.
Von Storch, die auch im Bundesvorstand ihrer Partei sitzt, schränkte zugleich jedoch ein, dass diese Muslime keine „Islamisierung“ befürworten dürften. Darunter verstehe sie eine „Zurückdrängung unserer Kultur und das Schließen von Kompromissen mit dem Herrschaftsanspruch, den der Islam in seinen meisten Auslegungen eben besitzt“. Das lehne die AfD „ganz klar“ ab. Es gebe aber „liberale Muslime, die unter Polizeischutz stehen, eben weil sie einen liberalen Islam vertreten“. Diese könnten sich in der AfD wiederfinden.
Zuvor war bekannt geworden, dass mehrere AfD-Mitglieder jüdischen Glaubens an diesem Sonntag in Hessen die Vereinigung „Juden in der AfD“ gründen wollen. Das Vorhaben war auf deutliche Kritik gestoßen. In einer gemeinsamen Reaktion hatten insgesamt 17 jüdische Organisationen, darunter der Zentralrat der Juden in Deutschland, die AfD unter anderem als rassistische und antisemitische Partei bezeichnet. Von Storch warf dem Zentralrat vor, die AfD „unsachlich und unpassend“ zu kritisieren.
Der Vizevorsitzende der Unionsfraktion im Bundestag, Stephan Harbarth, nannte die geplante Gründung eine „Heuchelei“. „Die AfD redet die nationalsozialistischen Gewaltverbrechen systematisch klein“, sagte Harbarth in der „Bild am Sonntag“. „Wer den Holocaust einen ’Vogelschiss’ in der deutschen Geschichte nennt, bekämpft nicht den Antisemitismus, sondern verhöhnt dessen Opfer, und er steht ganz sicher nicht an der Seite der Jüdinnen und Juden.“ Harbarth setzt sich seit Jahren gegen Antisemitismus ein.
Bereits am Samstag wurde Kritik an der geplanten Gruppierung laut. Die frühere Präsidentin des Zentralrats der Juden, Charlotte Knobloch, betonte im „Spiegel“, die AfD sei trotz dieses Vorgehens judenfeindlich. Die Islamwissenschaftlerin Lamya Kaddor bezeichnete die geplante Gründung als „Trauerspiel“ und plädierte in einem Gastbeitrag des Portals t-online zugleich dafür, den Vorgang nicht zu überhöhen. Der Theologe und Autor Armin Langer erklärte in einem Gastbeitrag der Deutschen Welle, eine Allianz zwischen Juden und Rechtspopulisten könne langfristig nicht funktionieren.