Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) will den interreligiösen Dialog mit dem Islam weiterführen und intensivieren. „Der Dialog zwischen Menschen unterschiedlicher Glaubensüberzeugungen ist für die friedliche und konstruktive Gestaltung des Zusammenlebens in einer pluralen Gesellschaft unverzichtbar“, heißt es in einem am Montag in Berlin vorgestellten Positionspapier des Rates der EKD. Angesichts der gegenwärtigen Diskussion über den Islam in Deutschland sei eine aktive Beteiligung an diesem Dialog auch Ausweis der Verständigungsbereitschaft und Friedensfähigkeit.
Der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Markus Dröge, sagte, den christlichen Glauben könne nur vertreten, wer zugleich das Recht anderer Überzeugungen anerkenne. Diesen Anspruch stelle er auch an andere Religionen und die Gesellschaft insgesamt. „Die gewaltsame Bekämpfung oder Verdrängung anderer Bekenntnisse und Glaubensanhänger darf in einer offenen und pluralen Gesellschaft keinen Platz haben“, betonte EKD-Ratsmitglied Dröge.
Ausdrücklich betonte der Bischof den „religionsfördernden Charakter“ des deutschen Religionsverfassungsrechts. Es stelle auch für andere Religionsgemeinschaften einen angemessenen Rahmen dar, wobei den „religiös begründeten Besonderheiten muslimischer Verbände“ Rechnung getragen werden könne. Diese müssten aber den „gleichheits- und freiheitswahrenden Vorgaben des Religionsrechts“ entsprechen.
Anlass für das Positionspapier war eine repräsentative Befragung des Sozialwissenschaftlichen Instituts der EKD, laut der der christlich-islamische Dialog breiten Rückhalt in der deutschen Bevölkerung habe. Demnach befürworten 63 Prozent der Deutschen eine Fortsetzung oder Verstärkung dieses Gesprächs. Als Ziel des Dialogs wurde mit einer Zustimmung von 67 Prozent der Einsatz für den gesellschaftlichen Zusammenhalt an erster Stelle genannt.
35 Prozent sagen, der Islam passe in die deutsche Gesellschaft
Die Studie gebe „einen repräsentativen und differenzierten Einblick in die Haltung der deutschen Bevölkerung, jenseits aller immer wieder gezeichneten Schwarz-Weiß-Bilder“, erklärte Petra-Angela Ahrens vom Sozialwissenschaftlichen Institut. Musliminnen und Muslime seien dabei besser akzeptiert als „der Islam“ insgesamt: Während 69 Prozent sagten, dass Muslime zum Alltagsleben gehörten, meinten lediglich 35 Prozent, dass der Islam in die deutsche Gesellschaft passt. Dröge sagte dazu, die Frage, ob „der Islam“ zu Deutschland passe, sei aus seiner Sicht „zu pauschal gestellt“, denn der Islam sei „kein einheitlicher Block“.
Bei der Umfrage verneinten 53,7 Prozent die Aussage, dass der Islam in die deutsche Gesellschaft passe. Ein gleich hoher Anteil vertrat die Ansicht, dass unter den Muslimen in Deutschland „viele religiöse Fanatiker“ seien; bei Menschen ohne persönlichen Kontakt zu Muslimen stieg dieser Wert auf 72 Prozent. Dagegen verneinten 32 Prozent der Befragten diese Vorgabe, unter der Gruppe mit Kontakt zu Muslimen waren es 60 Prozent. Eine Mehrheit von 56 Prozent sprach sich bei der Befragung gegen islamischen Religionsunterricht in den Schulen aus, nur 33 Prozent sind dafür. 45 Prozent hätten etwas gegen einen muslimischen Bürgermeister in ihrer Gemeinde, 42,5 Prozent verneinten dies.