Zwischen der Zuwanderung von Muslimen und verstärktem Antisemitismus gibt es laut einer Untersuchung in fünf europäischen Ländern keinen Zusammenhang. Unter der Leitung des Londoner Pears Institute for the Study of Antisemitism und initiiert von der Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft untersuchten Forscher in Großbritannien, Frankreich, Deutschland, Belgien und den Niederlanden die Frage, ob es mit der Einwanderung aus arabischen und anderen muslimisch geprägten Ländern seit 2014 einen „Import“ von Antisemitismus nach Europa gegeben hat.
Sie kommen zu dem Ergebnis, dass in keinem der untersuchten Länder eine Beziehung zwischen der Entwicklung der erfassten antisemitischen Vorfälle und der verstärkten Zuwanderung von Migranten aus Nordafrika und Nahost besteht, wie es in der am Dienstag in Berlin vorgestellten Untersuchung (hier als Download) heißt. Antisemitismus sei ein Problem, das der Mehrheitsbevölkerung entspringe und nicht ausschließlich oder sogar überwiegend von Minderheiten herrühre. Antisemitische Straftaten in Deutschland würden überwiegend von rechten, nicht muslimischen Deutschen ohne Migrationshintergrund verübt.
Die Forscher konstatieren aber auch, dass in allen fünf Ländern antisemitische Einstellungen bei den muslimischen Minderheiten weiter verbreitet seien als in der Allgemeinbevölkerung. Zugleich seien in Deutschland antisemitische Einstellungen aber kein allgemeines Merkmal von Muslimen, sondern träten lediglich bei einer Minderheit auf. So erklärten bei einer Untersuchung die Hälfte der Befragten mit türkischen Wurzeln, eine positive Haltung gegenüber Juden zu haben, 30 Prozent gaben eine neutrale Antwort. 21 Prozent zeigten eine negative Haltung.