Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, hat der Islam-Aussage von Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) widersprochen. „Im Jahr 2018 gehört der Islam zu Deutschland“, sagte Schuster dem „Tagesspiegel am Sonntag“. In der Bundesrepublik hätten schließlich auch 4,4 Millionen Menschen muslimischen Glaubens ihre Heimat. Historisch gesehen gehöre der Islam im Gegensatz zum Christentum und den jüdischen Gemeinden nicht zu Deutschland. „Aber wir leben nicht in der Vergangenheit“, so der Würzburger. Experten wiederum widersprechen auch dieser Aussage. Der Islam sei auch historisch gesehen ein Teil Deutschlands.
Hat die AfD das Land geändert?
Zugleich sieht Schuster durch den Einzug der AfD im Bundestag Veränderungen im Land. „Es ist wieder salonfähig geworden, gegen Minderheiten zu polemisieren.“ Beunruhigend sei auch, dass prominente AfD-Vertreter versuchten, historische Zusammenhänge in ein anderes Licht zu setzen und insbesondere die Zeit des Nationalsozialismus kleinzureden. Problematische Äußerungen von AfD-Politikern würden zwar nachher oft relativiert. „Mit dieser Methode werden zunehmend rote Linien verschoben.“
Antimuslimisch und antisemitisch
Zwar hetze die AfD im Moment vor allem gegen Muslime, sagte Schuster weiter. „Es gibt aber immer wieder auch Äußerungen von AfD-Politikern, vor allem im Internet, die antisemitisch sind.“ Daher halte er es auch für vorstellbar, dass die AfD gegen Juden hetzen würde, wenn es opportun wäre. „Wäre die jüdische Gemeinschaft tatsächlich auf die AfD angewiesen, dann wäre es höchste Zeit, Deutschland zu verlassen“, so der Zentralrats-Präsident.