Das Bundesinnenministerium will die Deutsche Islamkonferenz erneuern. „Wir müssen viel stärker als bisher die Vielzahl der in Deutschland noch nicht organisierten muslimischen Mitbürger in das Zentrum unserer Islamkonferenz stellen“, sagte Innenstaatssekretär Markus Kerber der „Bild“-Zeitung. Nach der Sommerpause sollen demnach auch wieder Einzelpersonen zur Konferenz, vermutlich im November, zugelassen werden.
Auf die Frage, ob er die Ansicht von Bundesinnenminister Horst Seehofer teile, dass der Islam nicht zu Deutschland gehöre, antwortete Kerber ausweichend: „Wenn es einen Islam geben soll, der zu Deutschland gehört, dann müssen die deutschen Muslime ihn als ,deutschen‘ Islam definieren“, sagte er. Die Frage sei, ob es einen deutschen Islam geben könne, der auf den rechtlichen und kulturellen Rahmenbedingungen in Deutschland basiert, sagte der für den Themenbereich Heimat zuständige Staatssekretär. Die Antwort werde allein von deutschen Muslimen zu geben sein.
„Der Staat kann dafür nur Rahmenbedingungen schaffen“, sagte Kerber: „Fest steht: Es gibt einen deutschen Katholizismus, es gibt einen deutschen Protestantismus, und es gibt ein deutsches Judentum. Und wenn es einen Islam geben soll, der zu Deutschland gehört, dann müssen die deutschen Muslime ihn als ,deutschen Islam‘ definieren – und zwar auf dem Boden unserer Verfassung.“ Das werde die Aufgabe der nächsten Islamkonferenz sein, sagte der Staatssekretär der „Bild“.
Die Islamkonferenz war 2006 von dem damaligen Innenminister Wolfgang Schäuble (CDU) einberufen worden, um die Beziehungen zwischen dem deutschen Staat und den in Deutschland lebenden Muslimen zu intensivieren. In der Vergangenheit hatte es immer wieder Kritik an dem Format gegeben. Im März erklärten säkulare Migrantenverbände die Islamkonferenz für gescheitert, sollte sie nicht reformiert werden. Wegen der komplizierten Mitgliederstruktur der derzeit bestehenden Verbände gibt es keine Staatsverträge wie mit den Kirchen, in denen Rechte wie Religionsunterricht, Seelsorge in staatlichen Einrichtungen und der Einzug von Kirchensteuern geregelt sind. Für den islamischen Religionsunterricht und Lehrstühle für islamische Theologie an deutschen Hochschulen wurden Hilfskonstrukte entwickelt. Eine der offenen Fragen ist nach wie vor die Ausbildung von Imamen in Deutschland.
Kerber wandte sich auch gegen die Einflussnahme der Türkei in Deutschland. Bundeskanzlerin Angela Merkel habe sich zu recht im vergangenen Jahr jede Art von Einmischung verbeten. „Mezut Özil und die Millionen anderen türkeistämmigen, deutschen Staatsangehörigen gehören nämlich zu uns dazu“, sagte Kerber mit dem Verweis auf den Fußballspieler, der vor der Weltmeisterschaft wegen eines Fotos mit dem türkischen Präsident Recep Tayyip Erdogan in die Kritik geraten war.