Geld aus Saudi-Arabien, für ein staatliches Museum in Deutschland? Von der Stiftung eines wohltätigen Milliardärs, Alwaleed bin Talal, der allerdings von König Salmans Anti-Korruptionskommission für einige Monate verhaftet wurde, wie etliche weitere Prinzen, Politiker und Geschäftsleute auch? Für Außenstehende ist die Lage in Saudi-Arabien schwer zu durchschauen: Alwaleed bin Talal war im Januar wieder entlassen worden, nach knapp zweimonatiger Haftzeit in einem Luxushotel. Und die propagierte Liberalisierung des Landes wird von politischen Beobachtern skeptisch beurteilt.
Politik ist das eine, die Arbeit der Stiftung etwas anderes. Museums-Direktor Stefan Weber betont, dass sie sich jenseits der politisch schwierigen Lage im Nahen Osten kulturelle und karitative Ziele auf die Fahnen geschrieben hat. „In einer Welt wachsender extremistischer Strömungen können solche Partnerschaften zur Stützung offener Selbst- und Fremdbilder beitragen, ob im Nahen Osten oder Europa.“
Alwaleed Philanthropies unterstützt in ähnlicher Weise den Louvre mit zwölf Millionen Euro über zehn Jahre. Bei der Kontaktaufnahme zur Stiftung hat der damalige deutsche Botschafter in Riad, Boris Ruge, Direktor Stefan Weber auf der Suche nach Mitteln für sein Museum entscheidend geholfen. Die Stiftung unterstützt auch die Harvard University und das Zentrum für christlich-islamische Verständigung an der Georgetown University. Bei der Kontaktaufnahme zur Stiftung hat der damalige deutsche Botschafter in Riad, Boris Ruge, Direktor Stefan Weber entscheidend geholfen.
Mit dem Geld soll die neue Dauerausstellung vorbereitet werden
In Berlin werden mit den Geldern die künftige Dauerausstellung ab 2024 auf der Museumsinsel finanziert, auch Vermittlungsformate, kulturelle Bildung und das preisgekrönte Projekt „Multaka – Treffpunkt Museum“, das Geflüchtete zu Museumsführern ausbildet. Das Museum für Islamische Kunst ist in den letzten zehn Jahren weit über das hinausgegangen, was andere Institution mit Ausstellungen, Führungen, Vorträgen und Bildungsarbeit leisten. Umso mehr braucht der Museumschef Unterstützung. Bis 2021 ist das Museum in jedem Fall noch geöffnet. „Bis zum Umzug können wir mit Hilfe der Stiftung neue Präsentationsformen erproben.“ Mit der Förderung auf zehn Jahre kann er langfristiger planen.
Auch Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, dankte für die Unterstützung. Das Museum habe mit dem „Syrian Archive Heritage Project“ und „Damage Assessment“, dem Schadensregister für Syrien, in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Archäologischen Institut gezeigt, wie man den Dialog mit der islamischen Welt gestalten könne. Hinzu kämen unter anderem die kulturelle Imamausbildung mit der Universität Osnabrück. „Multaka ist ein Exportschlager geworden.“ Bald gibt es das Berliner Projekt auch in Oxford.
Die Internationale Bedeutung des Museums wächst
Prinzessin Lamia zeigt sich beeindruckt von der Qualität der jetzigen Ausstellung, sie würde am liebsten zwei Wochen bleiben, um alles zu studieren. Wie sieht sie die aktuellen Reformen des Kronprinzen Salman in Bezug auf Frauenrechte? Ihre Stiftung habe sich seit 30 Jahren für Frauenrechte in Saudi-Arabien eingesetzt, sie sei froh, dass ihre Arbeit nun Früchte trage.
Wie reagiert die Preußenstiftung auf die wachsende internationale Bedeutung des Museums? „Der Islam ist inzwischen ein wichtiges Thema für unsere Gesellschaft und das Zusammenleben. Wenn sich die Ausstellungsfläche des Museums 2024 verdoppelt, haben wir das größte Museum für Islamische Kunst der westlichen Welt, sagt Parzinger. Dann ist auch die öffentliche Hand verstärkt gefragt. Der Masterplan zur Museumsinsel wurde 1999 verabschiedet – in einer anderen Welt. „Neue Bauten allein reichen nicht mehr. Wir müssen mehr bieten. Dazu hat Stefan Weber einen wichtigen Baustein beigetragen“, so Michael Eissenhauer, Generaldirektor der Staatlichen Museen. Dass gerade mit Geld aus Saudi-Arabien der Dialog zwischen den Kulturen gefördert werden kann, lässt sich auch als Zeichen der Hoffnung lesen.