Kostja ist der Superstar der Uliza Baumanskaja. Sobald er die Saiten seiner Gitarre anschlägt und die ersten Töne ins Mikrofon haucht, sammelt sich eine Traube von Passanten um den jungen Mann, der zu Herzen gehende Lieder spielt. Was er singt, wovon die Lieder erzählen – ob es Liebeslieder sind oder Protestsongs, Balladen oder Schnulzen – wissen wir nicht. Die meisten scheinen die Texte zu kennen. Sie singen mit und wiegen sich in den Hüften. Und manche liegen sich in den Armen. Bis spät in den Abend dauert sein Konzert. Und am Ende ist die vor ihm liegende Gitarrentasche mit Hundert-Rubel-Scheinen gefüllt. Dass der Musiker mit den sanften braunen Augen und der schönen Stimme Kostja heißt, erfahren wir aber erst später.
Schade, dass wir nichts verstehen und nur beobachten können. Anders als in Moskau oder St. Petersburg kommen wir uns in Kasan wie Analphabeten vor. Fast alles ist zweisprachig ausgezeichnet. Auf Russisch und Tatarisch, eine mit dem Türkischen verwandte Sprache. Selbst wenn wir die kyrillischen Buchstaben entziffern und zusammenfügen, bleiben uns die Wörter fremd. An den Infopoints, die an strategischen Punkten des Zentrums verteilt sind und die Form von halben Fußbällen haben, werden wir leider auch nicht schlauer. Englisch? Deutsch? Njet. Bedauerndes Schulterzucken. An Fremdsprachen wird man also noch arbeiten müssen, wenn jetzt die ganze Welt zu Gast ist.