Sein Lebenslauf hat es in sich. Er ist ein Hans-Dampf-in-allen-Gassen. Wirtschaftswissenschaftler und jüdischer Theologe, ein Bein im weltlichen Leben und eins im geistlichen, wie er selbst sagt. Walter Homolka (54) ist eine Ausnahmefigur. Am Sonntag ist er in Warschau vom Polnischen Rat der Christen und Juden als "Versöhner des Jahres" ausgezeichnet worden.
Zur Begründung hieß es, durch seine Forschungen und Veröffentlichungen, aber auch durch konkrete Projekte habe er wesentlich dazu beigetragen, "unter jungen Menschen das Interesse für den jüdisch-christlichen Dialog zu wecken und die nachbarschaftlichen Beziehungen zwischen Deutschland und Polen zu stärken".Mit dem Titel ehrt der Polnische Rat internationale Persönlichkeiten, die sich um die christlich-jüdische Verständigung in Polen besonders verdient gemacht haben. Die Auszeichnung ist mit der Buber-Rosenzweig-Medaille vergleichbar.
Homolka hat zunächst als Investmentmanager der Bayerischen Hypotheken- und Wechselbank gearbeitet, wo er den ersten deutschen Umwelt-Ethik-Fonds gründet. Anfang der 90er Jahre wird er Vorstandsassistent der Bertelsmann AG in München und persönlicher Referent des Vorstandsvorsitzenden Mark Wössner. Zwei Jahre später ist er Kaufmännischer Direktor beim Siedler-Verlag, 1998 Geschäftsführer von Greepeace Deutschland und im Jahr 2000 Kultur-Chef der Deutschen Bank.
Doch mehr und mehr stützt sich Homolka auf sein geistliches Standbein und wird damit einer der bekanntesten Vertreter des deutschen Judentums. Seit 1997 Rabbiner, ist er Rektor des 1999 von ihm mitgegründeten Abraham-Geiger-Kollegs in Potsdam, an dem liberale Rabbiner und Kantoren ausgebildet werden, außerdem seit 2014 Professor für Jüdische Religionsphilosophie der Neuzeit und Geschäftsführender Direktor der School of Jewish Theology der Uni Potsdam. 2017 wurde auch noch zum Vorsitzenden der Union progressiver Juden (UpJ) gewählt, dem Zusammenschluss von 26 liberalen Gemeinden in Deutschland mit rund 5.200 Mitgliedern.
Auch religiös ist der 54-Jährige einen weiten Weg gegangen. Geboren wurde er im niederbayrischen Landau in einer katholischen Familie; die Mutter war eine Musikerin jüdischer Herkunft. Mit siebzehn konvertierte er zum Judentum. "Mich faszinierte die klare Lehre vom verborgenen Gott, dem letztlich ganz Anderen", erklärt er im Rückblick. Vielleicht sei es aber auch ein Protest gegen das Sinnmonopol seiner damaligen katholischen Umgebung gewesen. Letztlich aber stelle Gott die Menschen eben dahin, wo er eine Aufgabe für sie hat.
All das hat Homolka offenbar die Beharrlichkeit verschafft, das eigentlich Unmögliche möglich zu machen: Erstmals nach dem Holocaust in Deutschland wieder liberale Rabbiner auszubilden - und das mittlerweile an einer staatlichen Hochschule.
Homolka wirbt für ein Judentum der Vielfalt, setzt sich für einen respektvollen Umgang aller Religionen ein und fordert Allianzen gegen Antisemitismus. Er sucht ein "gedeihliches Miteinander" auf Augenhöhe auch mit dem Islam. Schließlich unterlägen Muslime, Juden und Christen dem gemeinsamen Erbe unter ein und demselben Gott.Durchaus kritisch äußert sich Homolka zum christlich-jüdischen Dialog, an dem er sich sehr intensiv beteiligt. Zwei Fotografien, auf denen der Rektor des Abraham-Geiger-Kollegs den Päpsten Franziskus und Benedikt XVI. die Hand schüttelt, hängen in seinem Büro. Oft bezögen sich Christen auf ein Judentum, wie es zur Zeit Jesu bestanden habe, bemängelt Homolka. Sie ignorierten "2.000 Jahre Glaubensgeschichte", kritisiert er. Jahrhunderte lang habe die Kirche ihre Botschaft auf der Grundlage der Behauptung vorgetragen, dass das Judentum als "defizitäre Vorform" des Christentums religiös versagt habe.
Demonstrativ sagte er 2008 seine Teilnahme am Deutschen Katholikentag in Osnabrück ab, weil Papst Benedikt XVI. die katholische Karfreitagsfürbitte für die Juden in der lateinischen Fassung so verändert habe, dass sie die Judenmission billige. Homolka erklärte damals, Gott habe die Juden zum "Licht unter den Völkern" berufen, daher sei sicher keine Erleuchtung durch die katholische Kirche nötig.
Zur Begründung hieß es, durch seine Forschungen und Veröffentlichungen, aber auch durch konkrete Projekte habe er wesentlich dazu beigetragen, "unter jungen Menschen das Interesse für den jüdisch-christlichen Dialog zu wecken und die nachbarschaftlichen Beziehungen zwischen Deutschland und Polen zu stärken".Mit dem Titel ehrt der Polnische Rat internationale Persönlichkeiten, die sich um die christlich-jüdische Verständigung in Polen besonders verdient gemacht haben. Die Auszeichnung ist mit der Buber-Rosenzweig-Medaille vergleichbar.
Homolka hat zunächst als Investmentmanager der Bayerischen Hypotheken- und Wechselbank gearbeitet, wo er den ersten deutschen Umwelt-Ethik-Fonds gründet. Anfang der 90er Jahre wird er Vorstandsassistent der Bertelsmann AG in München und persönlicher Referent des Vorstandsvorsitzenden Mark Wössner. Zwei Jahre später ist er Kaufmännischer Direktor beim Siedler-Verlag, 1998 Geschäftsführer von Greepeace Deutschland und im Jahr 2000 Kultur-Chef der Deutschen Bank.
Doch mehr und mehr stützt sich Homolka auf sein geistliches Standbein und wird damit einer der bekanntesten Vertreter des deutschen Judentums. Seit 1997 Rabbiner, ist er Rektor des 1999 von ihm mitgegründeten Abraham-Geiger-Kollegs in Potsdam, an dem liberale Rabbiner und Kantoren ausgebildet werden, außerdem seit 2014 Professor für Jüdische Religionsphilosophie der Neuzeit und Geschäftsführender Direktor der School of Jewish Theology der Uni Potsdam. 2017 wurde auch noch zum Vorsitzenden der Union progressiver Juden (UpJ) gewählt, dem Zusammenschluss von 26 liberalen Gemeinden in Deutschland mit rund 5.200 Mitgliedern.
Auch religiös ist der 54-Jährige einen weiten Weg gegangen. Geboren wurde er im niederbayrischen Landau in einer katholischen Familie; die Mutter war eine Musikerin jüdischer Herkunft. Mit siebzehn konvertierte er zum Judentum. "Mich faszinierte die klare Lehre vom verborgenen Gott, dem letztlich ganz Anderen", erklärt er im Rückblick. Vielleicht sei es aber auch ein Protest gegen das Sinnmonopol seiner damaligen katholischen Umgebung gewesen. Letztlich aber stelle Gott die Menschen eben dahin, wo er eine Aufgabe für sie hat.
All das hat Homolka offenbar die Beharrlichkeit verschafft, das eigentlich Unmögliche möglich zu machen: Erstmals nach dem Holocaust in Deutschland wieder liberale Rabbiner auszubilden - und das mittlerweile an einer staatlichen Hochschule.
Homolka wirbt für ein Judentum der Vielfalt, setzt sich für einen respektvollen Umgang aller Religionen ein und fordert Allianzen gegen Antisemitismus. Er sucht ein "gedeihliches Miteinander" auf Augenhöhe auch mit dem Islam. Schließlich unterlägen Muslime, Juden und Christen dem gemeinsamen Erbe unter ein und demselben Gott.Durchaus kritisch äußert sich Homolka zum christlich-jüdischen Dialog, an dem er sich sehr intensiv beteiligt. Zwei Fotografien, auf denen der Rektor des Abraham-Geiger-Kollegs den Päpsten Franziskus und Benedikt XVI. die Hand schüttelt, hängen in seinem Büro. Oft bezögen sich Christen auf ein Judentum, wie es zur Zeit Jesu bestanden habe, bemängelt Homolka. Sie ignorierten "2.000 Jahre Glaubensgeschichte", kritisiert er. Jahrhunderte lang habe die Kirche ihre Botschaft auf der Grundlage der Behauptung vorgetragen, dass das Judentum als "defizitäre Vorform" des Christentums religiös versagt habe.
Demonstrativ sagte er 2008 seine Teilnahme am Deutschen Katholikentag in Osnabrück ab, weil Papst Benedikt XVI. die katholische Karfreitagsfürbitte für die Juden in der lateinischen Fassung so verändert habe, dass sie die Judenmission billige. Homolka erklärte damals, Gott habe die Juden zum "Licht unter den Völkern" berufen, daher sei sicher keine Erleuchtung durch die katholische Kirche nötig.