Anlässlich der bevorstehenden Demonstration zum diesjährigen internationalen Qudstag am 9. Juni in Berlin haben wir für die Teilnehmer die wichtigsten Fragen zur Demo zusammengestellt.
1. Was ist eigentlich der Qudstag?
Der internationale Qudstag ist ein von Imam Chomeini ausgerufener Tag der Solidarität mit Palästina, den Palästinensern und der heiligen Stadt Al-Quds (Jerusalem). Imam Chomeini hatte zum Ziel, mit diesem Tag die Muslime jährlich daran zu erinnern, dass Palästina die zentrale Angelegenheit der Muslime ist und dass die islamische Umma keinen Frieden haben wird, solange Palästina besetzt ist. Um den Einheitscharakter dieser Sache zu betonen, erklärte er den letzten Freitag des Monats Ramadan zum Qudstag.
2. Warum demonstrieren wir nicht auch für andere Unterdrückte?
Der Qudstag als Tag der Solidarität mit Palästina betrifft den Kernkonflikt der islamischen Umma und der gesamten Welt. Dr. Yavuz Özoguz schreibt hierzu: „Der Konflikt um Jerusalem steht als Kernkonflikt der heutigen Menschheit zwischen der weltweiten imperialen Hegemonialmacht gegen die Menschheit. Der Konflikt um Jerusalem steht stellvertretend für Menschlichkeit gegen Sklaverei, für Befreiung gegen Besatzung, für ein soziales Wirtschaftssystem gegen neoliberale Ausbeutung, für die Befreiungstheologie des Islam gegen die Monster, die im missbrauchten Namen des Islam der Westlichen Welt dienlich sind, für Nächstenliebe gegen Kapitalismus, für die Anhänger von Moses und den Zehn Geboten gegen die Anhänger des Goldenen Kalbes und vieles andere mehr.“[1] Ist dieser Konflikt beendet, werden sich auch alle anderen Konflikte in der islamischen Welt einfacher lösen lassen. Deshalb demonstrieren wir am Qudstag letztlich nicht nur für die Rechte der Palästinenser, sondern für die Rechte aller Unterdrückten.
3. Ist der Qudstag nur für Schiiten?
Nein, selbstverständlich nicht. Es ist ein Tag, der die Einheit der Muslime fördern soll. Es ist ein Tag für alle Muslime und alle Menschen. Am Qudstag demonstrieren Sunniten, Schiiten, Christen, Juden, Atheisten und andere Gerichtigkeitsliebende gegen die Unterdrückung der mehrheitlich sunnitischen Palästinenser.
4. Ist die Demonstration zum Qudstag antisemitisch?
Nein, das ist sie nicht. Man kann darauf verweisen, dass an manchen Quds-Demos, wie auch in Berlin, regelmäßig orthodoxe jüdische Rabbiner teilnehmen. Weiter kann man darauf verweisen, dass Muslime generell kein Problem mit Menschen jüdischen Glaubens haben. Eine der bekanntesten Parolen des Qudstags in Deutschland lautet: „Muslime, Juden und Christen, Hand in Hand gegen Zionisten.“ Der Konflikt mit Israel ist kein Konflikt zwischen Juden und Muslimen, es ist ein politischer Konflikt. Israel missbraucht das Judentum für seine Zwecke, und missbraucht deshalb auch die sogenannte Antisemitismus-Keule, um jeden Kritiker oder Gegner Israels mundtot zu machen.
5. Ruft die Demonstration zur Vernichtung Israels auf?
Nein, weder die Demonstration als solche noch die Teilnehmer rufen zur Vernichtung von Israel auf. Natürlich wünscht man sich ein Ende der Besatzung, das bedeutet aber sicherlich nicht, dass man die Israelis vernichten will, im Gegenteil, der Qudstag ruft zum friedlichen Miteinander auf. Wenn es Israelis gibt, die das nicht wollen, dann bleibt es ihnen unbenommen, aus Palästina auszuwandern bzw. in das Land zu gehen, dessen Staatsangehörigkeit sie in der Regel an zweiter Stelle besitzen.
6. Ist diese Demonstration nicht sinnlos?
Nein, das ist sie mit Sicherheit nicht. Obwohl sich die Zahl der Teilnehmer in den letzten Jahren in einem überschaubaren Bereich aufgehalten hat, zeigt diese Demonstration eine deutliche Wirkung. Dies erkennt man daran, dass pro-zionistische Medien und Gruppen jedes Jahr zu breiten Gegenprotesten aufrufen, ein Verbot der Demo gefordert wird und der Verfassungsschutz diese Demonstration regelmäßig als eine der wichtigsten Veranstaltungen der Anhänger der islamischen Revolution in seinen verschiedenen Berichten erwähnt. In diesem Jahr hat sogar der neue Beauftragte der Bundesregierung für Antisemitismus, Felix Klein, ein Verbot der Demonstration gefordert.[2]
7. Was darf ich bei der Demo dabeihaben, was nicht?
Wie bei allen Demonstrationen und im Allgemeinen ist das Mitführen von Waffen untersagt, auch kleinste Schweizer Taschenmesser sind nicht mitzuführen. Darüber hinaus muss man den Anordnungen der Polizei vor Ort Folge leisten.
8. Darf ich auf der Quds-Demo jedwede Parole rufen?
Welche Parolen erlaubt bzw. verboten sind, ergibt sich aus den Auflagen zur Erlaubnis der Demonstration, welche regelmäßig von den Veranstaltern zu Beginn der Demonstration bei der Eröffnungskundgebung vorgelesen werden. Merken kann man sich aber bereits jetzt, dass jegliche Parolen in nichtdeutscher Sprache zu unterlassen sind. Wir demonstrieren nicht, um in irgendeiner Sprache Frust abzulassen, sondern um eine Botschaft zu vermitteln.
9. Darf ich mein eigenes Plakat mitnehmen?
Sofern es den geltenden Gesetzen und den Auflagen der Demonstration nicht widerspricht, sollte das kein Problem sein. Sicherheitshalber sind die Organisatoren vor Ort zu kontaktieren.
10. Wer organisiert den Qudstag in Berlin?
Die Demonstration in Berlin wird von einem Verbund aus Privatpersonen organisiert, die sich in der Quds-AG zusammengeschlossen haben. Weiter Infos findet ihr hier.
11. Warum sind so viele Polizisten bei der Demo?
Diese Polizisten sind zu unserem Schutz und zum Schutz der Demonstration dort. Sie sorgen dafür, dass der Demonstrationszug reibungslos voranschreiten kann. Bedenkt bitte, dass die Polizisten am Tag der Demonstration, also an einem Samstag, auch mit ihren Familien und Freunden zusammen sein könnten, anstatt dort in voller Montur für unsere Sicherheit zu sorgen. Geht bitte dementsprechend freundlich mit ihnen um, auch wenn ihr vereinzelt einen Polizisten als nicht allzu freundlich erleben solltet.
12. Warum demonstrieren wir in Deutschland am letzten Samstag des Monats Ramadan und nicht am letzten Freitag?
Da der Freitag in der Regel in den islamischen Ländern ein Feiertag ist, ist es dort jedem möglich, an einer Demonstration zum Qudstag in seiner Stadt teilzunehmen. In Deutschland ist der Freitag aber ein Werktag, viele potenzielle Teilnehmer könnten daher nicht an der Demonstration teilnehmen, da sie arbeiten müssen oder in der Schule sind. Deshalb begehen wir den Qudstag in der Regel am Samstag, unmittelbar nach dem eigentlichen Qudstag.
13. Wieso dürfen die Unterstützer Israels so nah an uns heran mit ihren Gegenprotesten?
Hierauf hat lediglich die Verwaltung der Stadt Berlin Einfluss. Die Polizei sorgt aber in der Regel dafür, dass nicht angemeldete Ansammlungen der Gegendemonstranten sofort aufgelöst und jegliche Provokation über das vom Gesetz erlaubte Maß hinaus unterbunden wird.
14. Wie verhalte ich mich gegenüber Provokateuren?
Am besten nicht provozieren lassen und ruhig bleiben. Sie wollen, dass man auf ihre Provokationen eingeht, um dies für ihre medialen und politischen Zwecke zu missbrauchen. Idealerweise jegliche Art der Provokation sofort den Ordnern oder direkt der Polizei melden. Dies gilt auch für vermeintliche Teilnehmer der Qudstag-Demonstration, die diese für ihre eigenen ideologischen Zwecke missbrauchen wollen, wie beispielsweise Neonazis.
15. Was kann man noch beachten?
Teilnehmer aus anderen Städten können in der Regel ihr Fasten an diesem Tag wegen des Reiseweges brechen. Sie sind dennoch aufgerufen, aus Respekt vor den einheimischen Fastenden und aus Respekt gegenüber dem Monat Ramadan bei der Demonstration nicht öffentlich zu essen oder zu trinken.