Der FC-Liverpool-Stürmer Mohamed Salah war vier Jahre alt, als die britische Rockband Dodgy es 1996 mit dem Lied „Good Enough“ in die Hitliste schaffte. Bis in seinen Heimatort Nagrig, von dem der Ägypter als Kind jeden Tag fünf Stunden über die Schlaglöcher zum Training in Kairo hin- und zurückschepperte, ist das Lied damals wohl nicht vorgedrungen. Die neue Variante, mit der Liverpool-Anhänger ihren Torjäger feiern, dürfte jetzt im ganzen Land bekannt sein. Darin bekunden die Fans ihre Bereitschaft, zum Islam überzutreten, wenn er sie mit weiteren Toren beglückt: „If he’s good enough for you, / He’s good enough for me, / If he scores another few then I’ll be Muslim too. / If he’s good enough for you, / He’s good enough for me, / Then sitting in a mosque is where I wanna be.“ Das ist freilich nur eines von mehreren Liedern, mit denen die Fans ihren zum Fußballspieler des Jahres gekürten „ägyptischen König“ ehren.
Der 25 Jahre alte Salah gilt in seinem Land als Held, nicht zuletzt weil er der Nationalmannschaft durch ein entscheidendes Tor gegen Kongo erstmals seit 1990 zur Qualifikation für die Weltmeisterschaft verhalf. Seine Wirkung reicht jedoch weit über die Grenzen seines Landes und der Stadt Liverpool hinaus. Die Stadt Mekka will ihm ein Stück Land schenken, in Anerkennung seiner Vorbildrolle als „wunderbarer Vertreter des Islams in Britannien“. Und nun wird ihm auch im British Museum gehuldigt als moderne Ikone mit weltweiter Wirkung. Dort nehmen seine nagelneuen minzgrünen Fußballstiefel neben einem Paar altägyptischer Sandalen den Ehrenplatz ein in der Galerie, in der das Museum das Leben am Nil vor mehr als dreitausend Jahren anhand der 1820 in Theben entdeckten Wandgemälde der Grabkapelle des Nebamun und anderer Artefakte vorführt.
Die Akquisition von Salahs Schuhen steht im Rahmen längerer Bemühungen, den Bestand zu aktualisieren und zu zeigen, dass das Museum nicht bloß der Sammlung und Konservierung der Vergangenheit dient, sondern mit Blick auf die Zukunft auch die Gegenwart durch materielle Gegenstände dokumentiert. Davon zeugt eine kleine, in dieser Woche eröffnende Ausstellung, „Die Vergangenheit ist Gegenwart“, mit Alltagsobjekten des zwanzigsten und einundzwanzigsten Jahrhunderts. Sie veranschaulichen, wie der ägyptische Mensch der Neuzeit das Altertum zur Markenbildung und Identitätsstiftung instrumentalisiert hat. Dafür liefern Mo Salah und der Fußball ein lebendiges Beispiel. Nicht nur, dass der Fußballstar als „ägyptischer König“ bezeichnet wird. Die ägyptische Nationalmannschaft heißt im Volksmund die Pharaonen.