Kaum ein Tag vergeht, an dem nicht über ein Attentat radikaler Islamisten in fernen Ländern berichtet wird. Auch in vielen europäischen Ländern hat man schon bittere Erfahrungen mit Selbstmordattentätern muslimischen Glaubens machen müssen.
Nicht zuletzt in Deutschland kamen etliche unschuldige Menschen bei Anschlägen ums Leben, weil es den Urhebern nicht genügte, sich allein ins angebliche Paradies zu katapultieren. Niemand kann garantieren, dass derartige Terrorakte nicht eines Tages irgendwo im Land wieder passieren.
Überwiegende Mehrheit friedlich
Es wäre falsch und ungerecht, alle Muslime, die in Deutschland leben, für die Gewalttaten fanatischer Extremisten verantwortlich zu machen. Die überwiegende Mehrheit der Muslime will friedlich mit ihren Nachbarn leben, egal, ob sie nun christlichen Glaubens sind, einer anderen oder gar keiner Religion angehören.
Doch wäre es ebenso falsch, die Gefahr, die von Extremisten ausgeht, zu übersehen oder kleinzureden. Das Rhein-Main-Gebiet galt in den vergangenen Jahren als regionaler Schwerpunkt salafistischer Aktivitäten.
630 Jugendliche erreicht
In Hessen sind immerhin rund 40 Personen als salafistische Gefährder eingestuft. Zwei Drittel von ihnen halten sich im Ausland auf oder sind in Haft. Ein Drittel befindet sich auf freiem Fuß.
Mit seinem im Mai 2016 begonnenen Projekt „Pro Prävention“ will der Kreis Offenbach dazu beitragen, dass religiöse Extremisten nicht mehr so leicht Nachwuchs rekrutieren können. 630 Jugendliche und knapp 1000 Erwachsene hat er bisher erreicht. Er befindet sich dabei auf dem richtigen Weg: Junge Menschen gerade in der Pubertät suchen noch nach ihrer Identität und ihrem Platz in der Gesellschaft. Damit sind sie besonders anfällig, wenn falsche Propheten ihnen einfache Antworten auf Fragen geben, die differenziertere Antworten verdienen.
Jeder Euro gut angelegt
Je früher Symptome erkannt werden, die auf eine religiöse Radikalisierung hindeuten, desto eher können Eltern, Lehrer und andere Vertrauenspersonen versuchen, auf die Betroffenen einzuwirken. Das Projekt des Kreises Offenbach richtet sich daher auch an Pädagogen, Sozialarbeiter und andere Experten, die an Schulen, in Jugendzentren, in Sportvereinen und sonstigen Institutionen mit Kindern und Jugendlichen tätig sind.
Die Kreisverwaltung ist mit ihren Bemühungen nicht allein. In Offenbach zum Beispiel wurde im Januar dieses Jahres eine Außenstelle des Vereins „Violence Prevention Network“ eröffnet, der seit 2014 in Hessen in der Salafismus-Prävention tätig ist.
Die Arbeit wird vom Land Hessen finanziert. Jeder Euro für Prävention ist gut angelegtes Geld. Das Leid, das ein Anschlag religiöser Extremisten anrichtet, lässt sich nämlich nicht in Euro beziffern.