„Juden ins Gas“ und „Kindermörder Israel“ stand vor drei Monaten auf den Schildern von Palästina-Demonstranten, mitten in Berlin. David Ranan, Jude, Israeli, Londoner und Berliner, meint: „Das ist doch kein Antisemitismus.“ Und sein Blick, großzügig und spöttisch, sagt: Entschuldigung, gucken Sie bitte erst mal im Fremdwörterbuch nach, bevor Sie mit Begriffen um sich schmeißen.
Ranan schmeißt nicht mit Begriffen um sich. Er ordnet sie: Jude, Zionist, Israeli, Antisemitismus, Israel-Kritik. Er tut das ganz sachlich, mit Fußnoten und Belegen, wie es Wissenschaftler mögen, und doch in einer Sprache, die klar genug ist, um wirklich alle zu provozieren: die jüdischen Gemeinden, den Zentralrat der Juden, die Politiker und Zeitungsleser, die sich allesamt gerade große Sorgen machen. Darum, dass Antisemitismus auf deutschen Straßen wieder zum Alltag wird. Wie kürzlich, als ein junger Syrer erst „Jude“ rief und dann mit dem Gürtel zuschlug.