Deutschland hat ein Problem mit Judenhass. Das hat unsere Gesellschaft nach dem antisemitischen Doppelschlag – Echo-Auszeichnung und Angriff auf Kippa-Träger – wieder einmal bemerkt. Vielfach wird jetzt wieder das selbstverständliche Existenzrecht Israels beschworen und auf die selbstverständliche historische Verantwortung Deutschlands hingewiesen. In Berlin, wo das Problem besonders groß scheint, trugen am Mittwoch 2000 Menschen Kippa, als symbolischer Akt der Solidaritätsbekundung.
Gesellschaft seltsam einig
Gleichzeitig scheint sich unsere Gesellschaft ausnahmsweise einmal einig zu sein, woher das Problem kommt. Viel ist derzeit die Rede vom sogenannten „eingewanderten Antisemitismus“. „Jeder Mensch muslimischer Herkunft muss heute an der Seite von Juden stehen, wo sie wegen ihrer Kippa angegriffen werden“, sagte Grünen-Politiker Cem Özdemir am Mittwoch in Berlin.
Unions-Fraktionschef Volker Kauder pflichtete ihm bei: „Wir akzeptieren Antisemitismus in unserem Land nicht.“ Wer nach Deutschland kommen und hier leben wolle, müsse dies wissen. Und Bischof Markus Dröge von der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg schob noch hinterher, dass christlicher Glaube und Judenhass sich gegenseitig ausschlössen.
Verlogener Fingerzeig auf „die da“
So richtig und wichtig die aktuellen Bekenntnisse gegen Antisemitismus sind, so sehr lenken sie die Betrachtung auf den religiös-kulturellen Antisemitismus einiger in Deutschland beheimateter Muslime. Es ist ein verlogener Fingerzeig auf „die da“, die Judenhass in unsere Heimat einschleppen. Eine Abgrenzung und gleichzeitig eine Selbstversicherung – seht her, „wir hier“ haben mit Antisemitismus nichts (mehr) zu tun.
Wie sehr das an der Realität hierzulande vorbeigeht, zeigt sich alleine an den Zahlen zu antisemitischen Verbrechen in Deutschland. Von 339 ermittelten Tatverdächtigen waren laut Bundesregierung im ersten Halbjahr 2017 312 Deutsche. Das sind 90 Prozent der Gesamtzahl. Lediglich 13 Tatverdächtige lassen sich muslimischen Ländern wie der Türkei oder Afghanistan zuordnen. Für das gesamte Jahr 2017 wurden in Deutschland 1468 antisemitisch motivierte Straftaten gezählt, die überwiegende Mehrheit der Taten, nämlich 1381, hatte einen rechtsextremen Hintergrund.
Auch abseits der erfassten Straftaten ergibt sich für Deutschland ein ganz ungünstiges Bild. Laut einer Studie der Universität Bielefeld aus dem Jahr 2017 gaben beispielsweise zwei Drittel der befragten jüdischen Personen an, ihnen sei wegen ihrer Religion das Gefühl gegeben worden, „nicht Teil der deutschen Gesellschaft zu sein“.
Judenhass am Fußballplatz
Richtig finster wird es auch, wenn man sich auf deutschen Fußballplätzen umhört. Für 2016 stellte das Bundesinnenministerium fest, antisemitische Vorurteile äußerten sich beim Lieblingssport der Deutschen meist direkter und brutaler als in anderen gesellschaftlichen Milieus. Fanforscher sehen das Problem im „Wir gegen die Anderen“-Gefühl und einer anonymen Massendynamik, in der man sich gut verstecken kann.
Aus der Masse heraus den Gegner als „Drecksjuden“ beschimpfen, Hitlergruß zeigen oder gleich im „U-Bahn-Lied“ die gegnerischen Fans in der Bahn nach Auschwitz schicken gehört quer durch die Ligen zum Spieltag, wie der Senf auf die Bratwurst. Wer es nicht glauben kann, muss nur den jüdischen Sportverband Makkabi fragen – etwa vier Vorfälle pro Monat zählte der im vergangenen Jahr.
Respekt und Achtung vor dem Leben anderer zeigen
Unsere Gesellschaft täte also gut daran, das, was sie von Einwanderern völlig zurecht erwartet, nämlich den Respekt und die Achtung vor dem Leben anderer, ihren Gästen endlich bedingungslos und ohne Ausnahme vorzuleben – auf dem Fußballplatz wie im öffentlichen Leben. Sonst bleibt jede Aussprache gegen Antisemitismus, jede Kundgebung gegen Judenhass, jedes noch so solidarische Kippa-Tragen ein Lippenbekenntnis.
Verlogener Fingerzeig auf „die da“
So richtig und wichtig die aktuellen Bekenntnisse gegen Antisemitismus sind, so sehr lenken sie die Betrachtung auf den religiös-kulturellen Antisemitismus einiger in Deutschland beheimateter Muslime. Es ist ein verlogener Fingerzeig auf „die da“, die Judenhass in unsere Heimat einschleppen. Eine Abgrenzung und gleichzeitig eine Selbstversicherung – seht her, „wir hier“ haben mit Antisemitismus nichts (mehr) zu tun.
Wie sehr das an der Realität hierzulande vorbeigeht, zeigt sich alleine an den Zahlen zu antisemitischen Verbrechen in Deutschland. Von 339 ermittelten Tatverdächtigen waren laut Bundesregierung im ersten Halbjahr 2017 312 Deutsche. Das sind 90 Prozent der Gesamtzahl. Lediglich 13 Tatverdächtige lassen sich muslimischen Ländern wie der Türkei oder Afghanistan zuordnen. Für das gesamte Jahr 2017 wurden in Deutschland 1468 antisemitisch motivierte Straftaten gezählt, die überwiegende Mehrheit der Taten, nämlich 1381, hatte einen rechtsextremen Hintergrund.
Auch abseits der erfassten Straftaten ergibt sich für Deutschland ein ganz ungünstiges Bild. Laut einer Studie der Universität Bielefeld aus dem Jahr 2017 gaben beispielsweise zwei Drittel der befragten jüdischen Personen an, ihnen sei wegen ihrer Religion das Gefühl gegeben worden, „nicht Teil der deutschen Gesellschaft zu sein“.
Judenhass am Fußballplatz
Richtig finster wird es auch, wenn man sich auf deutschen Fußballplätzen umhört. Für 2016 stellte das Bundesinnenministerium fest, antisemitische Vorurteile äußerten sich beim Lieblingssport der Deutschen meist direkter und brutaler als in anderen gesellschaftlichen Milieus. Fanforscher sehen das Problem im „Wir gegen die Anderen“-Gefühl und einer anonymen Massendynamik, in der man sich gut verstecken kann.
Aus der Masse heraus den Gegner als „Drecksjuden“ beschimpfen, Hitlergruß zeigen oder gleich im „U-Bahn-Lied“ die gegnerischen Fans in der Bahn nach Auschwitz schicken gehört quer durch die Ligen zum Spieltag, wie der Senf auf die Bratwurst. Wer es nicht glauben kann, muss nur den jüdischen Sportverband Makkabi fragen – etwa vier Vorfälle pro Monat zählte der im vergangenen Jahr.
Respekt und Achtung vor dem Leben anderer zeigen
Unsere Gesellschaft täte also gut daran, das, was sie von Einwanderern völlig zurecht erwartet, nämlich den Respekt und die Achtung vor dem Leben anderer, ihren Gästen endlich bedingungslos und ohne Ausnahme vorzuleben – auf dem Fußballplatz wie im öffentlichen Leben. Sonst bleibt jede Aussprache gegen Antisemitismus, jede Kundgebung gegen Judenhass, jedes noch so solidarische Kippa-Tragen ein Lippenbekenntnis.