AhlolBayt News Agency (ABNA)

source : islamische Nachrichten
Montag

26 Februar 2018

05:42:30
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Irak

Islamismus wird weiblicher

Lange wurden sie nur als die verschleierte Frau hinter radikalisierten Männern wahrgenommen. Doch der Einfluss von Frauen in der islamistischen Szene wächst.

Der Verfassungsschutz von Nordrhein-Westfalen warnte bereits zum Jahresende: Frauen gewinnen in der islamistischen Szene in Deutschland zunehmend an Bedeutung. Sie nehmen auch Führungspositionen ein - zumindest dort, wo die bislang entscheidenden Männer beispielsweise zu Gefängnisstrafen verurteilt wurden und eine Lücke hinterließen.

„Frauen haben in den islamistisch-salafistischen Netzwerken eine ganz wichtige Rolle“, sagt auch Susanne Schröter, Leiterin des Forschungszentrums Globaler Islam an der Frankfurter Goethe-Universität. „Sie sind diejenigen, die die Ideologie an die Kinder weitergeben, die die Frauenideologie festmachen. Es gibt richtige Schulungszentren von Frauen, auch bei der Anwerbung von Frauen sind sie sehr aktiv.“

Etwa ein Zehntel sind Frauen

In Hessen, wo der Verfassungsschutz von mehr als 1600 Salafisten ausgeht, sind etwa ein Zehntel der Anhänger der konservativ-radikalen islamischen Strömung Frauen. Unter den etwa 140 Islamisten, die als Unterstützer der Terrormiliz IS in den Irak oder nach Syrien ausreisten, sind etwa ein Fünftel Frauen. Sie kamen allerdings in der Regel nicht als Kämpferinnen, sondern um IS-Kämpfer zu heiraten.

„Diese Frauen wussten zum großen Teil, was sie erwartet“, betont Schröter. Nur wenige folgten blutjung und eher unbedarft dem Aufruf „Finde Deinen Superboy im Kalifat“, mit dem vor drei, vier Jahren für die Ausreise ins IS-Gebiet geworben wurde.

Diese Frauen sind nicht irgendwie reingeraten

In Salafistenkreisen werde ständig über die gottgewählte Rolle der Frauen als Ehefrau und Mutter geredet, so Schröter. „Man muss davon ausgehen, dass es sich um Überzeugungstäterinnen handelt. Die Frauen sind keine bemitleidenswerten Opfer, die irgendwie reingeraten sind und nicht wussten, was sie erwartet.“

Die wenigen Frauen, die sich etwa nach ihrer Gefangennahme vor Medien äußerten, zeigten auch keine Änderung ihrer Haltung, sagt die Wissenschaftlerin. „Ich habe noch von keiner gehört, die enttäuscht über Barbarei oder Menschenrechtsverletzungen war, alle beklagen sich eher über die unangenehmen Verhältnisse in Gefangenschaft. Letztendlich sind diese Frauen nach wie vor völlig ideologisiert - und das ist ein Problem.“

Gerade weil radikalisierte Frauen für die Kindererziehung zuständig sind, gestalten sie das Denken der nächsten Generation. „Frauen aus der salafistischen Szene können ihre extremistischen Überzeugungen in ihrem sozialen und familiären Umfeld äußern und auf diese Weise zur Indoktrination anderer Menschen - zum Beispiel auch Kindern - beitragen“, so ein Sprecher des hessischen Verfassungsschutzes.

Kinder sind Opfer innerhalb radikalisierter Familien

Ein gefährlicher Zukunftstrend, etwa vergleichbar mit der Situation von Kindern, die in rechtsextremen Familien weitgehend abgeschottet aufwachsen? Auch Saba-Nur Cheema, die in der Bildungsstätte Anne Frank in Frankfurt die Abteilung für Pädagogik leitet, sieht radikalisierte Familien als ein Problem, in dem die Kinder Opfer seien: „Das ist natürlich im Kontext von Kindeswohl und Kindesschutz höchst problematisch“, sagt sie. Die Bildungsstätte berät Eltern oder Lehrer und Pädagogen, die bei Anzeichen beginnender Radikalisierung Unterstützung suchen.

„Jedes Kind hat ein Recht auf ein freies Leben und darauf, Pluralität genießen zu können oder zu erfahren“, sagt Cheema über indoktrinierte Kinder. Solchen Kindern bliebe aber der Zugang zu anderen Weltbildern versperrt, weil ihre Eltern Teil einer radikalen Ideologie seien.

„Ich sehe ein echtes Problem, wenn diese Frauen zurückkommen und die Kinder in der Ideologie erziehen“, sagt auch Susanne Schröter über nach Deutschland zurückkehrende Islamistinnen. „Ich glaube nicht, dass man da wirklich gut vorbereitet ist.“ Gerade da in Deutschland dem Elternrecht und die Einheit der Familie ein hoher Stellenwert eingeräumt werde, „muss sehr viel passieren, bevor der Staat eingreift.“