Wagners Reise ins Paradies beginnt in einem alten, silberfarbenen Opel auf der Berliner Stadtautobahn, als er an diesem Freitag, Anfang Februar, in die aufgehende Sonne blinzelt, das Gaspedal durchdrückt, sich in seinem Sitz zurücklehnt und erklärt, er habe sein Auto auf den Namen "Friedrich III." getauft, nach dem deutschen Kaiser aus dem Haus Hohenzollern. Es gab auch mal Friedrich I., aber den hat Arthur Wagner für 300 Euro nach Ghana verkauft, und Friedrich II. war irgendwann zu teuer im Unterhalt und musste weg. Aber Friedrich III. läuft einwandfrei, und das ist gut, denn in elf Minuten muss er in der Moschee zum Mittagsgebet sein. Er weiß nicht genau, wie die Moschee heißt, Wagner war auch noch nie beten, aber er hat beschlossen, es entspannt angehen zu lassen nach den letzten Tagen und seinem Navigationsgerät zu folgen, dieser freundlichen, weiblichen Stimme, die ihm sagt, wo es langgeht, bis er sein Ziel erreicht hat.
Vor ein paar Wochen war Wagner noch im Landesvorstand der AfD Brandenburg aktiv, stellvertretender Kreisvorsitzender und Unterzeichner der "Erfurter Resolution" des rechten Flügels der AfD, initiiert von Björn Höcke, die die Partei "als Bewegung unseres Volkes gegen die Gesellschaftsexperimente der letzten Jahrzehnte" versteht, gegen "Gender Mainstreaming, Multikulturalismus, Erziehungsbeliebigkeit". Dann ist Arthur Wagner Muslim geworden, zitiert den Koran, grüßt mit "Salam aleikum" und möchte Ahmed genannt werden. "Allet jut", sagt Wagner. Durch seine Windschutzscheibe sieht er jetzt die Minarette der Sehitlik-Moschee in Berlin-Neukölln, das Ziel ist erreicht.