Die Zahl antisemitischer Straftaten in Deutschland geht nicht zurück. Im vergangenen Jahr habe die Polizei insgesamt 1453 antisemitische Delikte erfasst, berichtet der Berliner "Tagesspiegel" unter Berufung auf eine Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage aus der Linksfraktion. Dies seien im Durchschnitt vier Straftaten pro Tag. 2016 und 2015 seien ungefähr ebenso viele Fälle erfasst worden.
Die Zahlen für 2017 würden vermutlich noch steigen, weil noch nicht alle Angaben der Länder endgültig seien und es erfahrungsgemäß Nachmeldungen geben dürfte. Unter den Straftaten seien 898 Fälle von Volksverhetzung, 160 Sachbeschädigungen und 32 Gewalttaten.
Fast alle Täter Rechtsextreme
Bei 1377 der antisemitischen Straftaten gehe die Polizei von rechtsextrem "oder zumindest diffus rechts motivierten" Tätern aus, 33 Straftaten würden nicht-islamistischen ausländischen Judenfeinden zugeschrieben, hieß es. Weitere 25 Delikte seien von "religiös motivierten" Antisemiten verübt worden, meist muslimischen Fanatikern ausländischer sowie deutscher Herkunft. Bei 17 Taten sei es der Polizei trotz erkennbaren Judenhasses nicht möglich gewesen, ein politisches Milieu zu ermitteln. Nur ein einziges Delikt, eine Volksverhetzung, sei nach Erkenntnissen der Polizei links motiviert gewesen.
Ein umfassendes und langfristiges gesellschaftliches Vorgehen gegen jedweden Antisemitismus sei unerlässlich, sagte Bundestagsvizepräsidentin Petra Pau von der Linkspartei dem Blatt.