Der 93 Jahre alte Fuat Sezgin genießt als ehemaliger Direktor des Instituts für die Geschichte der Arabisch-Islamischen Wissenschaften an der Goethe-Universität weltweit einen hervorragenden Ruf. Trotz seines hohen Alters möchte er weiter wissenschaftlich arbeiten. Er will Band 17 seiner Gesamtausgabe über das arabische Schrifttum fertig schreiben. Doch eine Anweisung des Wissenschaftsministeriums hindert ihn daran, auf seine Manuskripte und Notizen zurückzugreifen.
Das Ministerium hat Sezgins Arbeitsräume im Islam-Institut im Frankfurter Westend im Sommer 2017 von der Polizei versiegeln lassen. Sezgin sagt: "Alle meine Forschungsbücher sind in diesem Zimmer, aber ich kann nicht hinein." Die Beamten prüfen, ob ein Verstoß gegen das Kulturschutzgesetz vorliegt.
Ermittlungen zu Bibliothek des Instituts eingestellt
Beim Ministerium äußert sich mit Verweis auf das laufende Verfahren niemand dazu. Nach Informationen von hr-iNFO verdächtigt das Wissenschaftsministerium Sezgin, er wolle Kulturgut außer Landes bringen. Hat dieses einen Umfang von mindestens 50.000 Euro, ist dazu eine Genehmigung des Ministeriums nötig. Diese soll Fuat Sezgin nicht haben.
Der Streit um Sezgins Arbeitszimmer und die Materialien darin folgt einer juristischen Auseinandersetzung um die Bibliothek des Islam-Instituts im vergangenen Jahr. Auch damals ging es um den Vorwurf der unerlaubten Ausfuhr von nationalem oder allgemeinem Kulturgut. Sezgin wollte die rund 30.000 Bücher der Institutsbibliothek nach Istanbul bringen, wo die türkische Regierung eigens ein Institut für sie eingerichtet hat. Der Zoll stoppte den Transport.
Inzwischen haben die Beamten des Wissenschaftsministeriums erkannt, dass es sich bei einer wissenschaftlichen Bibliothek, deren Wert vor allem in ihrer Nutzung liegt, nicht um Kulturgut nationalen Ranges handelt. In diese Kategorie fallen nur wenige Kunstwerke, etwa Gemälde von Albrecht Dürer und Lucas Cranach. Im September stellte die Staatsanwaltschaft Frankfurt ihre Ermittlungen gegen Professor Sezgin wegen Untreue und wegen Verstoßes gegen das Kulturschutzgesetz ein.
Sezging und Universität streiten weiter um Bücher
Der Stopp der Ermittlungen betraf jedoch nur den strafrechtlichen Aspekt der Auseinandersetzung. Auf zivilrechtlicher Ebene streiten Sezgin und die Goethe-Universität noch immer darum, wem die Bücher der Institutsbibliothek gehören. Einen Verhandlungstermin vor dem Verwaltungsgericht Frankfurt gibt es noch nicht.
Der Deutsche Hochschulverband appelliert an das Land, den hochbetagten Wissenschaftler nicht am Arbeiten zu hindern. "Es wäre wünschenswert, dass Universität und Wissenschaftsministerium eine unbürokratische Lösung finden", sagt Pressesprecher Matthias Jaroch. Er schlägt vor, dass Sezgin in Begleitung seine Arbeitsmaterialien aus dem Institut holen darf.
Fraglich ist, ob es sich bei Materalien und Büchern in Sezgins Arbeitszimmer um so teures Kulturgut handelt, dass dafür eine Ausfuhrgenehmigung des Ministeriums nötig ist. Der Professor selbst sagt, ihm werde nicht einmal der Zugang zu einer Aktentasche gestattet, die er für eine Reise benötige.
Zukunft des Instituts ungeklärt
Unklar ist auch, ob der Streit um die Bibliothek des Islam-Instituts mit der Frage nach dessen Zukunft zusammenhängt. Das Institut wird von einer Stiftung getragen, in der mehrere arabische Staaten vertreten sind. Sie verfügt über ein Vermögen von mehr als 30 Millionen Euro und eine weitläufige Villa im Frankfurter Westend, wo das Institut seinen Sitz hat.
Die Stiftungsaufsicht beim Regierungspräsidum Darmstadt hat Sezgin seines Amtes als Direktor des Instituts enthoben. Würde das Institut aufgelöst, fiele die Immobilie zurück an den Staat Kuwait, der das Haus der Stiftung schenkte. Seit Monaten antwortet die Goethe-Universität nicht auf Anfragen von hr-iNFO in der Sache.
Hüseyin Kurt von der Kommunalen Ausländervertretung Frankfurt plädiert dafür, das Institut dem Institut für Studien der Kultur und Religion des Islam an der Goethe-Uni einzugliedern. Auf diese Weise könnte das Institut der Stadt Frankfurt erhalten bleiben. Kommende Woche will der Kulturausschuss des Stadtparlaments über den Vorschlag beraten.
Das Ministerium hat Sezgins Arbeitsräume im Islam-Institut im Frankfurter Westend im Sommer 2017 von der Polizei versiegeln lassen. Sezgin sagt: "Alle meine Forschungsbücher sind in diesem Zimmer, aber ich kann nicht hinein." Die Beamten prüfen, ob ein Verstoß gegen das Kulturschutzgesetz vorliegt.
Ermittlungen zu Bibliothek des Instituts eingestellt
Beim Ministerium äußert sich mit Verweis auf das laufende Verfahren niemand dazu. Nach Informationen von hr-iNFO verdächtigt das Wissenschaftsministerium Sezgin, er wolle Kulturgut außer Landes bringen. Hat dieses einen Umfang von mindestens 50.000 Euro, ist dazu eine Genehmigung des Ministeriums nötig. Diese soll Fuat Sezgin nicht haben.
Der Streit um Sezgins Arbeitszimmer und die Materialien darin folgt einer juristischen Auseinandersetzung um die Bibliothek des Islam-Instituts im vergangenen Jahr. Auch damals ging es um den Vorwurf der unerlaubten Ausfuhr von nationalem oder allgemeinem Kulturgut. Sezgin wollte die rund 30.000 Bücher der Institutsbibliothek nach Istanbul bringen, wo die türkische Regierung eigens ein Institut für sie eingerichtet hat. Der Zoll stoppte den Transport.
Inzwischen haben die Beamten des Wissenschaftsministeriums erkannt, dass es sich bei einer wissenschaftlichen Bibliothek, deren Wert vor allem in ihrer Nutzung liegt, nicht um Kulturgut nationalen Ranges handelt. In diese Kategorie fallen nur wenige Kunstwerke, etwa Gemälde von Albrecht Dürer und Lucas Cranach. Im September stellte die Staatsanwaltschaft Frankfurt ihre Ermittlungen gegen Professor Sezgin wegen Untreue und wegen Verstoßes gegen das Kulturschutzgesetz ein.
Sezging und Universität streiten weiter um Bücher
Der Stopp der Ermittlungen betraf jedoch nur den strafrechtlichen Aspekt der Auseinandersetzung. Auf zivilrechtlicher Ebene streiten Sezgin und die Goethe-Universität noch immer darum, wem die Bücher der Institutsbibliothek gehören. Einen Verhandlungstermin vor dem Verwaltungsgericht Frankfurt gibt es noch nicht.
Der Deutsche Hochschulverband appelliert an das Land, den hochbetagten Wissenschaftler nicht am Arbeiten zu hindern. "Es wäre wünschenswert, dass Universität und Wissenschaftsministerium eine unbürokratische Lösung finden", sagt Pressesprecher Matthias Jaroch. Er schlägt vor, dass Sezgin in Begleitung seine Arbeitsmaterialien aus dem Institut holen darf.
Fraglich ist, ob es sich bei Materalien und Büchern in Sezgins Arbeitszimmer um so teures Kulturgut handelt, dass dafür eine Ausfuhrgenehmigung des Ministeriums nötig ist. Der Professor selbst sagt, ihm werde nicht einmal der Zugang zu einer Aktentasche gestattet, die er für eine Reise benötige.
Zukunft des Instituts ungeklärt
Unklar ist auch, ob der Streit um die Bibliothek des Islam-Instituts mit der Frage nach dessen Zukunft zusammenhängt. Das Institut wird von einer Stiftung getragen, in der mehrere arabische Staaten vertreten sind. Sie verfügt über ein Vermögen von mehr als 30 Millionen Euro und eine weitläufige Villa im Frankfurter Westend, wo das Institut seinen Sitz hat.
Die Stiftungsaufsicht beim Regierungspräsidum Darmstadt hat Sezgin seines Amtes als Direktor des Instituts enthoben. Würde das Institut aufgelöst, fiele die Immobilie zurück an den Staat Kuwait, der das Haus der Stiftung schenkte. Seit Monaten antwortet die Goethe-Universität nicht auf Anfragen von hr-iNFO in der Sache.
Hüseyin Kurt von der Kommunalen Ausländervertretung Frankfurt plädiert dafür, das Institut dem Institut für Studien der Kultur und Religion des Islam an der Goethe-Uni einzugliedern. Auf diese Weise könnte das Institut der Stadt Frankfurt erhalten bleiben. Kommende Woche will der Kulturausschuss des Stadtparlaments über den Vorschlag beraten.