Auch der Dschihad braucht offenbar eine Frauenquote. Zumindest scheint es, als hätten die Taliban nun die Frauen für sich entdeckt. „Lernt, mit Waffen umzugehen und euch selbst zu verteidigen. Stellt sicher, immer eine Pistole und eine Granate zur Hand zu haben!“ Die erste Frauenzeitschrift der pakistanischen Islamisten will mit solch unmissverständlichen Aufforderungen Leserinnen für den Heiligen Krieg begeistern.
„Sunnat-e Khola“ heißt das Magazin, übersetzt: „Khola's Weg“. Die legendäre Kämpferin aus den Anfängen des Islam im 7. Jahrhundert, die Seite an Seite mit ihrem Bruder in Schlachten zog, sollen sich die Frauen doch bitte mal zum Vorbild nehmen. Und überhaupt – der erste Märtyrertod: eine Frau. Der erste Mensch, der den Islam akzeptierte: eine Frau. Es klingt, als müssten die Taliban die Frauen erst daran erinnern, wie unersetzlich und wichtig sie sind.
Deswegen werben die Verfasser des englischsprachigen Magazins auf 45 Seiten nun um Frauen, die genug davon haben, nur behandelt zu werden wie „eine Puppe, die im Laden verkauft wird“, und lieber den Dschihad unterstützen wollen: „Organisiert heimliche Treffen daheim mit gleichgesinnten Dschihad-Schwestern. Arrangiert Sportkurse für Schwestern. Unterstützt Glaubenskrieger bei ihrem Kampf.“ Ein 10-Punkte-Plan soll die Frauen auf den richtigen Weg führen. Außerdem sollen sie Waffentransporte unterstützen, Sprengstoffwesten schmuggeln und als Informantinnen arbeiten. Und nicht zu vergessen: Selbstmordattentate planen und ausführen.
Frauen hinter Mauern – oder nicht?
Eigentlich hatten die Taliban Frauen weitestgehend aus der Öffentlichkeit zu verbannen versucht. Sie sollten sich in die Abgeschiedenheit ihrer Häuser zurückziehen, nicht arbeiten, nicht lernen. Unterrichtet werden sollten – wenn überhaupt – nur junge Mädchen und das auch nur in den Lehren des Koran. Desto ungewöhnlicher erscheint nun die massive Bemühung um weibliche Rekrutinnen.
Bekannt für die Rekrutierung von Frauen ist vor allem der „Islamische Staat“ (IS) – dem wollen die Taliban nun wohl etwas nachmachen. Medienberichten zufolge wurde das Magazin von der pakistanischen Terrororganisation Tehrik-e-Taliban (TTP) herausgegeben, das Blatt selbst nennt als Herausgeberinnen besorgte „Schwestern von Khurasan“.