Die Armee von Myanmar zeigt sich angesichts der Massenflucht von Mitgliedern der Rohingya-Minderheit ins Nachbarland Bangladesch unnachgiebig. Armeechef Min Aung Hlaing wies am Donnerstag in einem Gespräch mit dem amerikanischen Botschafter Scot Marciel einen UN-Bericht über systematische Vertreibungen der Muslime als „übertrieben„ zurück und warf den Medien „Verhetzung und Propaganda„ vor. Den Exodus der Rohingya in Richtung Bangladesch deutete er als Rückkehr in deren „angestammte Heimat“.
Am Vortag hatten die Vereinten Nationen der myanmarischen Führung vorgeworfen, auf die gewaltsame Vertreibung der gesamten Rohingya-Minderheit nach Bangladesch hinzuarbeiten. Die Rohingya seien in Myanmar „brutalen Angriffen“ ausgesetzt, hieß es in einem UN-Bericht. Die Täter wollten die Rohingya aus Myanmar vertreiben und auch ihre Rückkehr unmöglich machen, erklärten die Experten des UN-Hochkommissariats für Menschenrechte in Genf. Männer, Frauen und Kinder der muslimischen Volksgruppe würden gezielt terrorisiert, ihre Behausungen und Felder niedergebrannt. Bewaffnete buddhistische Bürger hätten Soldaten und Polizisten bei der brutalen Verfolgung der Rohingya geholfen, hieß es.
Myanmars Armeechef präsentierte am Donnerstag in einer Facebook-Botschaft eine andere Deutung der Geschehnisse: Die Rohingya seien lediglich in ihre „angestammte Heimat" Bangladesch zurückgekehrt, weil sie dort „dieselbe Sprache, Rasse und Kultur" vorfänden. Min Aung Hlaing sprach nicht von „Rohingya“, sondern nutzte für die Muslime den in Myanmar negativ besetzten Begriff „Bengali“. Damit verdeutlichte er die Haltung der Regierung, wonach es sich bei den Rohingya um staatenlose Einwanderer aus Bangladesch handle, die zu Unrecht im mehrheitlich buddhistischen Myanmar lebten.
„Die angestammte Heimat der Bengali ist in Wirklichkeit Bengalen", schrieb der Armeechef. Sie seien unter britischer Kolonialherrschaft nach Myanmar gebracht worden und hätten dort keinen legitimen Anspruch auf Aufenthalt. Die Rohingya gehören zu den am stärksten verfolgten Minderheiten der Welt. Im mehrheitlich buddhistischen Myanmar gelten sie als Staatenlose, obwohl sie schon seit Generationen dort leben.
Der Konflikt im Westen Myanmars war wieder aufgeflammt, nachdem sich die Rohingya-Miliz Arsa am 25. August zu Angriffen auf Dutzende Polizei- und Armeeposten bekannt hatte. Die Armee reagierte auf die Attacken der schlecht bewaffneten Angreifer mit großer Härte. Der UN-Sicherheitsrat will sich am Freitag mit dem Thema befassen. Mehr als eine halbe Million Rohingya sind in den vergangenen sieben Wochen nach Bangladesch geflohen, dort entstand das größte Flüchtlingslager der Welt.