Der derzeit laufende Modellversuch zum Islamischen Unterricht geht 2019 zu Ende. Er findet an 337 bayerischen Schulen statt und wird von muslimischen Eltern akzeptiert. Sie schicken ihre Kinder dorthin. Erreicht werden aber nur 15.000 junge Menschen muslimischen Glaubens, 90.000 warten noch auf ein solches Angebot. Der Modellversuch ist also ein Erfolg und der Bedarf ist groß. Gute Gründe, den Islamischen Unterricht als Regelangebot an allen Schularten zu etablieren.
Ein weiterer guter Grund ist aber auch, dem Erwerb religiöser Kompetenzen an öffentlichen Schulen einen Raum zu geben. Denn: Information, Aufklärung und Selbstpositionierung machen junge Menschen stark gegen jede Art von Verführung. Nicht zuletzt haben auch alle Menschen Anspruch auf eine umfängliche und qualitativ hochwertige Bildung.
Beim Studientag „Quo vadis Islamischer Unterricht?“ vergangenen Freitag in Nürnberg - er fand in Kooperation mit der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) statt - sprachen sich sämtliche Teilnehmer/innen dafür aus, den Modellversuch nicht zur Dauerlösung werden zu lassen. Er müsse vielmehr in ein Regelangebot an allen Schularten überführt werden. Bislang erfolgt Islamischer Unterricht an Grund- und Mittelschulen. An Realschulen, Gymnasien oder Beruflichen Schulen gibt es so gut wie keine Angebote.
Um ein flächendeckendes Regelangebot von guter Qualität zu erreichen, braucht es vor allem qualifizierte Lehrerinnen und Lehrer. In allen Phasen der Lehrerbildung müssten daher zunächst einmal entsprechende Kapazitäten ausgebaut werden. In einem weiteren Schritt müssten sich die Arbeitsbedingungen für die muslimischen Lehrkräfte dringend verbessern: Lehrerinnen und Lehrer, die parallel an acht oder mehr Schulen in der Woche Islamischen Unterricht unterrichten sollen, erfüllen eine unzumutbare Aufgabe. Die meisten von ihnen arbeiten zudem mit befristeten Verträgen. Das ist für die Betroffenen eine enorme Belastung. Reformen sind auch in der universitären Lehrerbildung nötig: Es ist dringend nötig, Studierenden einen vollwertigen Studiengang anzubieten. Bisher ist nur ein Erweiterungsfach möglich. Auch unkonventionelle Laufbahnen zur Qualifizierung sollten Anerkennung finden.
Wir bleiben dran! Beim Studientag wurde eine Resolution beschlossen. Sie wird an den Bayerischen Landtag geschickt.
Diesen Gastbeitrag schrieb Simone Fleischmann, die Präsidentin des Bayerischen Lehrerinnen- und Lehrerverbands (BLLV).
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