„Es tut mir so leid, dass ihr ein Kopftuch tragt und eure schönen Haare nicht in die Sonne halten könnt“, sagte die Dame zu einer muslimischen Frau, die sie gerade über die Aktion aufklärte.
Am Samstag, den 4. November haben muslimische Frauen vom Islamischen Weg e.V. die Aktion „Eine Frau wie du, gemeinsam die Welt schöner gestalten“ in Delmenhorst gestartet. Ziel war es, mit Frauen aller Religionen und Herkünften ins Gespräch zu kommen, Gemeinsamkeiten hervorzuheben und zu intensivieren. Für mehr Zusammenarbeit in der Gesellschaft sollte insbesondere der Kontakt zu Nichtmuslimen hergestellt werden.
An einem kleinen Stand in der Innenstadt konnten sich Passanten mit Muslimas austauschen, Fragen stellen und Gesprächspartner für ihre Ansichten zum Islam finden. Dabei haben die Schwestern unterschiedlichste Eindrücke aufnehmen können. Die Mehrheit der Standbesucher hat sich positiv über die Aktion geäußert. Viele haben sich mehr Kontakt zu Muslimen gewünscht, beispielsweise durch gezielte Treffen. Andere gingen kopfschüttelnd vorbei. „Ich habe schon genug Dialog mit meinen türkischen Nachbarn“, sagte einer dabei. Doch die Mehrzahl der angesprochenen Passanten zeigte sich interessiert und war bereit, sich bei einer Tasse Tee an diesem kalten Novembertag in eine rege Diskussion zu stürzen. Der häufigste Satz, den die muslimischen Frauen hörten: „Gegen ein Kopftuch habe ich überhaupt nichts einzuwenden, nur die Burka finde ich persönlich befremdlich. Wer weiß, was darunter steckt.“ Das Thema Burka wird gerne diskutiert – aber wie oft sieht man in der Delmenhorster Innenstadt eine Frau mit Burka?
Unverständnis wurde über ein widersprüchliches Verhalten einiger Muslimas geäußert: Frauen, die einerseits das Kopftuch tragen, um ihre Reize zu bedecken, sich aber auf der anderen Seite tonnenweise Schminke auftragen – das passe eindeutig nicht zusammen. Dieser Einwand ist richtig. Es ist wichtig, die Gründe für die islamische Verhüllung zu kennen, und den wahren Hidschab vorzuleben.
Andere berichteten von schlechten Erfahrungen mit Muslimen. Wir können uns nicht aus der Verantwortung ziehen, wenn es um das Islambild geht. Zunächst müssen sich Muslime selbst mit dem Islam auseinandersetzen, um die richtigen Werte vorleben zu können. Manche Muslime wissen leider zu wenig über ihre Religion und leben deswegen nicht nach den islamischen Werten. Auch hier stößt der Widerspruch zwischen dem wahren Islam und dem Verhalten der Muslime auf Unverständnis. Außenstehenden fällt die Einschätzung schwer, sodass sie jegliches Verhalten der Muslime mit dem Islam verknüpfen. Daher liegt es in unserer Verantwortung, den Islam in seiner vollkommenen Schönheit zu präsentieren.
Besonders interessant war, dass einige Nichtmuslime die Meinung vertraten, den muslimischen Frauen den Islam beibringen zu müssen. Sie wussten vermeintlich sehr viel über den Islam und hätten den heiligen Quran schon einige Male durchgelesen.
Das Interesse der Menschen für den Islam ist deutlich vorhanden und das sollten sich die Muslime zunutze machen. Wir müssen den Menschen den authentischen Islam zeigen, und nicht jenen, der von den Medien verkauft wird.
Fazit
Durch die direkten und freundlichen Gespräche haben wir mehr Menschen erreichen können, als wir sie für eine Informationsveranstaltung in öffentlichen Räumlichkeiten hätten gewinnen können.
Die Mehrheit der hiesigen Bevölkerung suchte das direkte Gespräch mit uns. Die Aktion war deshalb für viele Passanten eine willkommene Initiative gegen Vorurteile und für eine starke Gemeinschaft. Das allgemeine Interesse am Islam ist groß. Muslime sollten mit weiteren Aktionen daran anknüpfen.
Dieser Artikel wurde von der Frauengruppe des Islamischen Weg e.V. eingereicht.