Rund 37.000 Waisenkinder leben in den Flüchtlingslagern der muslimischen Rohingya in Cox’s Bazar in Bangladesch. 12,5 Prozent der Waisen hätten derzeit keine Unterkunft, heißt es in einer am Freitag vom Sozialministerium in Dhaka veröffentlichten Statistik. 66 Prozent der insgesamt 340.000 Kinder unter den rund 630.000 Flüchtlingen lebten mit ihren Müttern oder anderen Erwachsenen zusammen; ihre Väter würden vermisst. Die Behörden von Bangladesch haben nach eigenen Angaben die Versorgung der Waisenkinder übernommen.
Laut dem UN-Kinderhilfswerk Unicef mangelt es in den Lagern grundsätzlich an Nahrung, sauberem Wasser und medizinischer Versorgung. Hilfsorganisationen haben begonnen, Kindergärten, Schulen und Spielplätze einzurichten.
Die Rohingya sind eine muslimische Minderheit im mehrheitlich buddhistischen Myanmar. Mehr als 600.000 von ihnen sind seit Ende August gewaltsam von der Armee von Myanmar nach Bangladesch vertrieben worden. Bangladesch hatte zu Beginn der Fluchtwelle zunächst die Grenze geschlossen, sie dann aber aus humanitären Gründen geöffnet. Schon vor diesem Massenexodus lebten in Lagern in Cox’s Bazar rund 400.000 Rohingya, die vor Gewalt in den vergangenen Jahrzehnten aus Myanmar geflohen waren.
In Bangladesch werden die Rohingya mit Blick auf die Ende kommenden Jahres bevorstehenden Wahlen zunehmend zu einem politischen Streitpunkt zwischen Regierung und Opposition. Wenige Wochen vor dem Besuch von Papst Franziskus vom 30. November bis 2. Dezember in Bangladesch wirbt die regierende Awami-Liga landesweit mit Bildern der 70-jährigen Premierministerin Sheik Hasina als „Mutter der Mitmenschlichkeit“.
Unterdessen arbeiten in Cox’s Bazar internationale Hilfsorganisationen zusammen mit den Behörden von Bangladesch mit Hochdruck daran, die Flüchtlinge mit Lebensmitteln, ärztlicher Hilfe und Unterkünften zu versorgen. Das mehrheitlich muslimische Bangladesch ist mit 160 Millionen Einwohnern eines der am dichtesten besiedelten Länder der Welt. (KNA, iQ)