Zugewanderte Muslime sehen die Europäische Union (EU) nach Erkenntnissen des Politikwissenschaftlers Bernd Schlipphak positiver als alle anderen Bevölkerungsgruppen in Europa. Sie hätten durchschnittlich ein höheres Vertrauen in EU-Institutionen als Mitglieder anderer religiöser und nicht-religiöser Gruppen, heißt es in einer am Freitag in Münster vorgestellten Studie. Der Wissenschaftler wertete Daten einer europäischen Umfrage aus, die für den Zeitraum von 2002 bis 2014 die politische und gesellschaftliche Einstellung der EU-Bürger erfasst.
Von allen untersuchten Gruppen seien Muslime die einzige, die ihr Vertrauen ins Europäische Parlament auf einer Skala von 1 bis 10 mit mehr als 5 angebe, erläuterte Schlipphak. Rund 95 Prozent der befragten Muslime seien Migranten der ersten oder zweiten Generation. Sie seien mit ihrer Lebenssituation in der EU zufriedener als Nicht-Zugewanderte und zeigten mehr Wertschätzung für die wirtschaftliche Situation, die Gesundheitsversorgung und das politische System. „Die Zufriedenheit mündet in einem hohen Vertrauen gegenüber nationalen Institutionen, das sich wiederum auf die EU-Ebene überträgt“, sagte der Experte.
Muslime der zweiten Einwanderungsgeneration zeigten aber weniger Vertrauen in die politischen Institutionen des Aufnahmelandes als die der ersten Generation, so der Wissenschaftler. „Je ferner die Migrationserfahrung rückt, desto geringer sind die Zufriedenheitswerte.“ Schlipphak und sein Ko-Autor Mujtaba Isani gehören zum Forschungsverbund „Religion und Politik“ an der Universität Münster.