Der Hamburger Flughafen Fuhlsbüttel, der weitläufige Kleingartenverein und die Alster prägen das Bild des Bezirks Hamburg-Nord – und seit dem gestrigen Samstag auch der Hauptsitz der größten islamischen Gelehrtenschule im Land, der Islamischen Akademie Deutschland. Das bisherige Gebäude hinter der Imam-Ali-Moschee (Blaue Moschee) konnte den Ansprüchen der stetig wachsenden Akademie nicht mehr genügen, es fehlte an Räumlichkeiten für Unterricht, Verwaltung und Unterkünfte der Studenten. Das neue Gebäude, zehn Autominuten vom bisherigen Standort entfernt, bietet auf drei Etagen vollständig restaurierte und renovierte Kapazitäten für eine nachhaltige Lehre und das studentische Gemeinschaftsleben. Eine Etage ist allein den Unterkünften der Studenten gewidmet.
Zur Einweihungszeremonie am Nachmittag waren Geistliche aus ganz Europa geladen, über fünfzig sind zu den Festlichkeiten angereist, des weiteren Persönlichkeiten aus dem ganzen Bundesgebiet, Angehörige des Islamischen Zentrums Hamburg sowie Freunde und Familien der Studenten. Alle Gäste rezitierten gemeinsam das Dua Al-Faradsch (Bittgebet der Erlösung), bevor Ayatullah Ramezani das rote Band zur Einweihung durchschnitt. Anschließend präsentierte der höchste Geistliche Europas die Gravurtafel mit folgender Inschrift: „Mit dem Segen Gottes wurde das neue Gebäude der Islamischen Akademie Deutschland am 14. Oktober 2017 eröffnet. Das Projekt konnte durch die Unterstützung der höchsten religiösen Bezugspersonen der Islamischen Welt, allen voran Imam Sayyid Ali Khamenei, sowie weiteren Förderern realisiert werden.“
Den Gästen, davon Leiter ähnlicher Institutionen in anderen Städten, wurden Führungen durch die neuen Räumlichkeiten geboten. Im Hauptsaal sprach Hudschat-ul-Islam Dr. Hamidreza Torabi über die Bedeutung der islamischen Theologieausbildung, deren zukünftige Ausweitung entsprechende Räumlichkeiten verlangt, sowie über die Ergebnisse der letzten Jahre. Er stellte das Studium im Detail vor und betonte, dass viele der Studenten aus ganz Europa bereits eine abgeschlossene Studienausbildung besitzen und sich anschließend der Theologie verschrieben haben. Daher sei in der Studentenschaft eine breite Basis für ein erfolgreiches Studium gelegt, von dem die gesamte Gesellschaft in Deutschland und den Nachbarländern profitieren werde.
Es folgten Vorstellungen der einzelnen Studenten, ihrer Ausbildungen und Sprachkenntnisse sowie Glückwunschreden ausgewählter Gelehrter, insbesondere von Scheich Chalilzadeh, dem Vorsitzenden der IGS, dem Dachverband der Schiiten in Deutschland. Die Zeremonie schloss mit den Worten Ayatullah Ramezanis über die Signifikanz des Gelehrtenstudiums in Deutschland und ihrer Vorteile gegenüber einem Studium im Ausland für ein Wirken hierzulande. Er regte Dozenten wie Studenten dazu an, sich in Zukunft stärker in die Gesellschaft einzubringen, um insbesondere falschen Islambildern und Takfiri-Ideologien entgegenzutreten.
Zwischen dem Abend- und Nachtgebet hielt der aus der Islamischen Republik Iran angereiste Ayatullah Komeily, Experte der Mystik, eine Ansprache über den idealen Gelehrtenschüler in den Worten Imam Chameneis. Ayatullah Komeily schrieb ins Gästebuch der Akademie, dass ein Gelehrtenschüler nicht allein nach Wissen zu streben hat, sondern seinem Wissen entsprechend in der Bewegung Imam Mahdis handeln muss.
Die ersten Absolventen der Islamischen Akademie werden schon in den kommenden Jahren erwartet. Ihre Effektivität in der muslimischen Gemeinschaft in Deutschland wird sowohl von ihrer wissenschaftlichen Ausbildung abhängen als auch von ihrem Engagement in der deutschen Gesellschaft, ihrer Kenntnis von der hiesigen Lebenswirklichkeit und den Herausforderungen der Muslime.