AhlolBayt News Agency (ABNA)

source : Islam.de
Montag

2 Oktober 2017

07:04:00
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Deutschland

20 Jahre "Tag der offenen Moschee"

Seit 1997 gibt es den bundesweiten "Tag der offenen Moschee". Damit ist Deutschland international ein Vorreiter. Bewusst wurde der 3. Oktober, der Tag der deutschen Einheit, gewählt - als Zeichen der Verbundenheit mit der Mehrheitsgesellschaft. Mittlerweile beteiligen sich daran bundesweit über 1.000 Moscheen.

Der Eingang zur Muhajirin Moschee nahe dem Hamburger Hauptbahnhof ist leicht zu verfehlen. Er ist unscheinbar, eingekeilt zwischen zwei stattlichen Häusern. Über mehrere Stufen geht es nach unten in einen großen Lagerraum. Hier beten überwiegend arabische Muslime, aufgrund des großen Andrangs in zwei Schichten, um 13.30 Uhr und um 15 Uhr.

Die junge Gemeinde nimmt regelmäßig am "Tag der offenen Moschee" teil. Der Dialogbeauftragte Mondher Ben Halima erinnert sich daran, dass man im vergangenen Jahr einfach Spruchbänder mit Vorurteilen vor die Tür geklebt habe: "Letztes Jahr haben wir es auch so gemacht, dass wir als Antwort auf die wachsende Islamfeindlichkeit das Motto gewählt hatten: 'Wehret den Anfängen'. Wir haben Vorurteile draufgeklebt, wie 'Bart-Schwarz-Terrorist', 'Kopftuch-Gläubig-Unterdrückung', aber auch solche wie 'Schwarz-Drogendealer'."

Die Muhajirin-Moschee muss auf sich aufmerksam machen - die imposante Imam Ali Moschee des Islamischen Zentrums Hamburg an der Außenalster hat dies kaum nötig. Es ist ein prachtvoller Bau, Anfang der 60er-Jahre errichtet von iranischen Kaufleuten mit kräftiger Unterstützung der hanseatischen Politik: "Wir hatten im vergangenen Jahr etwa 6.000 Besucher", sagt Mohammad Ale Hosseini. "Aus Umfragen wissen wir, dass 95 Prozent unserer Besucher Erstbesucher sind."

Mohammad Ale Hosseini, der schon als Kind in der Moschee gespielt hat, preist das Angebot, das die Besucher am 3. Oktober erwartet: "Wir bieten eine wundervolle Führung durch eine wunderschöne Moschee an der Alster an. Darüberhinaus gibt es die Möglichkeit, in Bezug auf die islamische Kunst und die orientalische Küche, sich verwöhnen zu lassen."

Das schöne Gebäude ist der Vorposten der Schiiten, nicht zuletzt der iranischen, in Europa. Die Gemeinde ist allerdings nicht unumstritten; unter anderem werden einige Aktivitäten vom Verfassungsschutz beobachtet.

Die Ulu Camii im Herzen des Hamburger Stadtteils Altona befindet sich in einer Etage eines Wohnhauses und ist neu renoviert. Die sunnitische Moschee gehört zum Verband der Islamischen Kulturzentren, kurz VIKZ, der sich auf Bildungsarbeit spezialisiert hat. Dabei ist den Mitgliedern aber auch der enge Kontakt zu Nichtmuslimen im Stadtteil wichtig, betont Murat Pirildar: "Wir haben im Frühjahr immer eine Art Vereinsfest: Zur Altonale, wenn hier das große Stadtteilfest stattfindet, machen wir die Türen auf und sind mit einem Stand auf der Straße dabei. Abgesehen davon haben wir im September auch immer wieder einen 'Tag der offenen Moschee', wo wir auch Gäste empfangen und ihnen die Räumlichkeiten zeigen."

Der Mittdreißiger steht für einen Generationswechsel, der sich in vielen Moscheen vollzieht. Der alte bärtige Mann, der in gebrochenem Deutsch versucht, Besuchern den Koran zu erklären - das war gestern. An seine Stelle treten junge Muslime, die nie eine andere Heimat hatten als eben Deutschland. Wie Mehdi Aroui: Auf einem Stadtteilfest in St. Georg wirbt der 34-jährige Unternehmer für den "Tag der offenen Muhajirin-Moschee". Er stellt abschließend mit einem leichten Bedauern fest, dass sich in den vergangenen Jahren wenig geändert hat: "Ich sehe, dass Freunde und Nachbarn wiederkommen, jedes Jahr. Die Resonanz von der nichtmuslimischen Gesellschaft insgesamt ist relativ bescheiden. Es gibt diesen allgemeinen Vorwurf: 'Öffnet Euch' - wir öffnen uns dann und es antwortet keiner. Das ist ein bisschen schade. Wir machen einen Mordsaufwand, um die Leute willkommen zu heißen mit allem Kulinarischen und mit den Projektvorstellungen, etc. Aber es sind wenige, die kommen."