AhlolBayt News Agency (ABNA)

source : apa
Sonntag

10 September 2017

06:38:08
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Religionszugehörigkeit hat keinen Einfluss auf Integration

Prof. Dirk Halm analysierte im Auftrag der Bertelsmann Stiftung die Sozialintegration der Muslime in Europa. Im Interview erklärt er wie Integration gemessen wird und vor welchen Herausforderungen die Gesellschaft steht.

IslamiQ: Ein zentrales Ergebnis der Studie ist, dass Muslime gut in den Arbeitsmarkt integriert sind. Welche Gradmesser für die Integration gibt es?
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Prof. Dirk Halm: Wir sehen neben der gesellschaftlichen Teilhabe auch die Kontakte mit der Aufnahmegesellschaft sowie die Aneignung von Sprache und Bildung als wesentlich für die Integration ins Sozialgefüge an. Darüber hinaus gilt es aber auch, die Frage nach dem sozialen Zusammenhalt, nach politischer Partizipation, Engagement, Werten und Identität zu stellen. Auch hierzu gibt es ja bereits veröffentlichte Ergebnisse aus dem Religionsmonitor-Projekt.
Die Bertelsmann-Stiftung gab kürzlich den Religionsmonitor 2017 heraus. Darin geht es u.a. um die Integration von Muslimen in Deutschland im europäischen Vergleich.

IslamiQ: Sie unterscheiden Integration ganz klar von Assimilation. Warum wird der Begriff der Integration nach wie vor so ambivalent aufgenommen?

Prof. Halm: Der Begriff ist unbestimmt und stark von Politik und Alltagdiskursen besetzt. Deshalb bedarf er einer genaueren Fassung, wenn man ihn bemüht. Vom Wesen her ist er außerdem normativ, weil er beinhaltet, dass sich Gesellschaft in eine bestimmte Richtung verändern soll. Damit ist der Begriff tendenziell politisch und strittig.

IslamiQ: Bei der Studie wurden Flüchtlinge nicht beachtet. Wieso? Inwiefern ist es korrekt, von Muslimen zu sprechen, wenn ein Teil ausgeblendet wird?

Prof. Halm: Dies hat methodische, aber auch inhaltliche Gründe. Mit Standardverfahren der empirischen Sozialforschung ist es schwierig, Neuankömmlinge, die sich etwa in Aufnahmeeinrichtungen befinden, adäquat abzubilden. Zugleich hätte die Berücksichtigung von Geflüchteten aber auch den Ländervergleich verzerrt, da Deutschland ungleich mehr Neuankömmlinge aufgenommen hat als die anderen Länder in der Studie. Es ging uns ja darum, zu zeigen, wie die Sozialintegration langfristig funktioniert, insbesondere in den Nachfolgegenerationen.