Organisation als Sprachrohr Erdogans
Jens Konnerth und Gregor Adam hatten beim Jahresbericht über ihre Jugendarbeit erwähnt, dass sie einige ihrer ehemaligen Besucher vor der Ditib-Moschee im Ort wieder entdeckt hätten. Ob das nicht ein Zeichen dafür sei, dass viele zum Ditib-Verband abwandern würden, wollte Wolfgang Gerlach von den Freien Wählern wissen. Auch gab die Fraktion zu bedenken, dass der muslimische Verband bereits bundesweit in der Kritik stehe. Man werde das Gefühl nicht los, dass solche Verbände ihre Jugendlichen zur Betreuung an die Stadt abschöben. „Ich habe große Vorbehalte, was Ditib anbelangt“, erklärte Gerlach dem Verwaltungsausschuss. Und tatsächlich sind diese Bedenken nicht ganz unbegründet: Immer wieder gerät der türkisch-islamische Dachverband der deutschen Moscheenverbände in die Schlagzeilen. So werfen Kritiker der Organisation vor, ein verlängerter Arm der Türkei und damit der Ideologie des türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdoğan zu sein. Auch soll Ditib besonders staatspolitische und stellenweise auch islamistisch motivierte Interessen der Türkei vorantreiben. Neben dem Vorwurf, Antisemitismus zu verbreiten sollen auch radikale Islamisten bundesweit in Ditib-Moscheen aktiv gewesen sein.
Zuletzt hat der größte Islamverband Deutschlands für Aufruhr gesorgt, weil er die Anti-Terror-Demo in Köln abgelehnt hatte. Der Grund: der Aufruf stigmatisiere Muslime und verenge den internationalen Terrorismus auf lokale Gemeinden und Moscheen. Die Sozialpädagogen vom Astergarten wandten sich beschwichtigend an die Stadträte: „Man darf die Jugendlichen nicht politisieren, das ist einfach nur ihr Glaube“, sagte Gregor Adam. Natürlich müsse man den Verband auch kritisch betrachten, aber bisher habe es keine negativen Vorfälle gegeben.
In Hemmingen selbst sind seit dem Bau der Moschee weder das Zentrum der muslimischen Gemeinde, noch deren Mitglieder negativ aufgefallen, im Gegenteil: Bisher hat sich der Verband an allen öffentlichen Festen im Ort engagiert. „Wir haben ein enges Verhältnis zu Ditib“, bestätigt der Sozialpädagoge Jens Konnerth. Der Vorwurf, viele türkischstämmige Jugendliche würden von Ditib zur Betreuung in den Astergarten abgeschoben, sei schlicht falsch.
Vorwürfe seien unbegründet
Zwar gebe es viele ausländische Besucher im Haus, räumte Konnerth ein, aber die Jugendlichen, die im Astergarten betreut würden, seien schon von Anfang an dort gewesen und nicht zuerst bei Ditib. Dass viele Ältere später statt ins Jugendhaus lieber in die Moschee gehen würden, hält der Sozialpädagoge für eine normale Entwicklung: „Wenn sie erwachsen werden, besinnen sich viele Jugendliche zurück auf die Familie. Und die ist eben oft fest in der muslimischen Gemeinde verankert.“ Ob er keine Bedenken gegenüber dem Dachverband selbst habe? „Überhaupt nicht. Es gibt viel schwierigere Vereine.“