Der Islamverband Ditib hat sich mit seiner Absage der Teilnahme an der Anti-Terror-Demonstration in Köln parteiübergreifende Kritik zugezogen. Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Aydan Özoguz, nannte die Entscheidung sehr bedauerlich. Ditib „stellt sich selbst mit dieser Haltung noch weiter ins Abseits und droht vollends seine Glaubwürdigkeit zu verspielen“, sagte Özoguz den Zeitungen der Funke Mediengruppe.
Die türkisch-islamische Union Ditib hatte am Mittwoch entschieden, sich nicht an dem in Köln geplanten Friedensmarsch von Muslimen gegen islamistischen Terror zu beteiligen. Solche Demonstrationen „stigmatisieren die Muslime und verengen den internationalen Terrorismus auf sie, ihre Gemeinden und Moscheen“, hatte der größte Islam-Dachverband in Deutschland mitgeteilt. Unter dem Motto „Nicht mit uns“ wollen Muslime aus ganz Deutschland am Samstag in Köln mit dem Friedensmarsch ein Zeichen setzen.Die Integrationsbeauftragte der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Cemile Giousouf, erklärte, es gebe „keinen sachlichen Grund, die Teilnahme an der geplanten Demonstration gegen den islamistischen Terrorismus abzulehnen“. Der innenpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Burkhard Lischka, nannte die Absage eine verpasste Chance. „Ditib und der Islamrat hätten gemeinsam mit vielen anderen Muslimen, Christen, Juden und Konfessionslosen in Deutschland ein Zeichen gegen Terror und Hass und für Weltoffenheit und Toleranz setzen können“, sagte er der „Mitteldeutschen Zeitung“ (Freitag).
Auch der Vorsitzende der Grünen, Cem Özdemir, übte Kritik. „Ich bedauere sehr, dass der größte Islamverband Deutschlands sich nicht an den Friedensmärschen beteiligt“, sagte er der „Berliner Zeitung“. „Das ist eine vertane Chance für die Türkisch-Islamische Union: Ramadan ist der Monat des Friedens, eine Zeit der Solidarität.“ Die Entscheidung sei „fadenscheinig“.
Der innenpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Stephan Mayer, sagte der in Halle erscheinenden „Mitteldeutschen Zeitung“. „Ich halte das für höchst bedauerlich und sehr kontraproduktiv.“