Während der IS geschwächt ist, morden seine Anhänger weiter. Aber sie werden genauso untergehen wie der Traum vom Kalifat. Kein Gewaltregime, kein Mordbrennerstaat hat sich je auf der Welt gehalten.
Wir werden leben, ihr aber werdet untergehen. Der Terrorangriff in Hurghada erfolgte wenige Tage nach der Befreiung Mossuls vom Joch der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat und inmitten des begonnenen Angriffs auf die syrische IS-Hochburg Rakka.
Er erfolgte, während die USA eine neue große Militärbasis im Süden Syriens aufzubauen beginnen und den gerade erst ernannten IS-Befehlshaber für Afghanistan bereits gestellt und getötet haben. Er ist schon der dritte Inhaber dieser Position in Folge, der 2017 sein Ende fand, kaum dass er ernannt war. Das gehört zum Gesamtbild der Terrorattacken des IS auf Hotels und andere Ziele.
Hurghada, Sousse, Scharm el-Scheich sind beliebte Urlaubsorte, und Terroristen wollen sich das immer wieder zunutze machen. Sie wollen eine wirtschaftliche Lebensader muslimischer Staaten treffen, die nicht wie das sogenannte IS-„Kalifat“ und seine Vorläufer islamistisch sind.
Sicherheitslücken bleiben
Vor 20 Jahren töteten Terroristen 62 Menschen nahe der Tempelanlage von Luxor, darunter vier Deutsche. 2004 und 2005 legten Terroristen Sprengsätze in Scharm el-Scheich. Es starben dabei auch zwei Deutsche. Vor fast genau zwei Jahren ermordete ein IS-Einzeltäter im tunesischen Sousse 39 Menschen am Strand, darunter einen Deutschen.
Vier Monate später sprengten bislang unbekannte Täter ein russisches Ferienflugzeug, das gerade in Scharm el-Scheich gestartet war. Es gab 224 Tote. Im Januar 2016 töteten zwei IS-Angreifer drei Touristen in Hurghada. Und nun ist wieder ein Anschlag geschehen.
Hotels in aller Welt gleichen inzwischen komfortablen Hochsicherheitstrakten. Die Angreifer finden trotzdem Sicherheitslücken. Sie sind stolz darauf und glauben, dass ihre Taten gottgefällig und politisch wirksam sind. Beides ist pure Einbildung.
Immer neue Sekten
Die Urlauberzahlen gehen nach solchen Morden jedes Mal zurück, steigen aber nach einem nicht allzu langen Zeitraum jedes Mal auch wieder an. Und was die Gottgefälligkeit des Mordens betrifft: Muslime haben Mossul befreit. Auf Rakka rücken Muslime vor. Muslime haben vor 15 Jahren das mörderische Treiben der algerischen GIA-Terrorgruppe beendet.
Die islamistischen Terroristen töten so wenig im Namen Allahs wie andere Terroristen im Namen des Volkes oder unterdrückter Völker. Sie vergötzen ihren Gott, um eine aus Selbstzweifeln geborene Mordlust zu verbrämen, so wie es früher auch christliche Sekten mit der Bibel taten.
Die beiden ermordeten Deutschen waren offenbar keine Reisenden, sondern hatten Hurghada als Wohnort gewählt. Sie taten das als freie Menschen. Es wird nach dem Untergang des IS neue Sekten geben, deren Anhänger glauben, solche Freiheit sei des Teufels. Sie werden genauso untergehen. Kein Gewaltregime, kein Mordbrennerstaat hat sich auf der Welt gehalten.