Vertreter von Religionen und Verbänden wollen sich gemeinsam für mehr Weltoffenheit und Demokratie stark machen. Respekt, Toleranz, Bildung und Gespräche seien für den Zusammenhalt in der Gesellschaft und gegenseitiges Verständnis enorm wichtig, hieß es am Donnerstag, den 04. Mai 2017 in Köln auf dem Kongress "Gemeinsam für gelebte Demokratie" unter der Schirmherrschaft von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Es war die erste Tagung dieser Art der "Allianz für Weltoffenheit", zu deren Gründungsmitgliedern unter anderem die Deutsche Bischofskonferenz, die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD), der Koordinierungsrat der Muslime (KRM), der Zentralrat der Juden in Deutschland, der Deutsche Gewerkschaftsbund sowie andere Verbänden gehören.
Die rund 350 Teilnehmer tauschten sich in mehreren Diskussionsforen und bei einem Markt der Möglichkeiten darüber aus, wie sich die Begeisterung für Demokratie und Pluralismus gerade auch unter schwierigen Bedingungen wachhalten lässt. Die neun Allianz-Partner verbindet ein gemeinsames Anliegen: „Wir wollen Demokratie und Rechtsstaat stärken, wir stehen für Solidarität und Weltoffenheit.“
Der Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier brachte in seiner Rede, seine Unterstützung für das Engagement der Allianz zum Ausdruck: „Dieser Kongress der ‚Allianz für Weltoffenheit‘ setzt ein Signal gegen Gleichgültigkeit, Trägheit und Teilnahmslosigkeit. Und er macht klar: In unserem Land gibt es viele Mutige, die gemeinsam für die Sache der Demokratie streiten, ganz egal, woher sie kommen, welcher Religion oder Kultur sie sich zugehörig fühlen. Es sind viele, die sich tagtäglich um mehr kümmern als nur um sich selbst, die Verantwortung übernehmen und sich einsetzen für eine freie und weltoffene Gesellschaft.“ Bundespräsident Steinmeier wünschte den Teilnehmern, dass sie voneinander lernen und neue Ideen entwickeln können. In den Podiumsdiskussionen beleuchteten Spitzenvertreter der Allianz, aus welcher Motivation heraus sie gemeinsam für gelebte Demokratie eintreten.
Für den Sprecher des Koordinationsrates der Muslime, und ZMD Vorstandsvorsitzender Aiman Mazyek, stand fest: „Für die Freiheit, für unsere Demokratie muss immer wieder neu gerungen und gekämpft werden. Derzeit gibt es viele Gegner davon: die Ewiggestrigen, die Extremisten jeglicher Couleur, aber auch die Reaktionäre und Ideologen. Unsere Antwort darauf heißt: Gestalten statt spalten. Und wenn eine oder einer von uns angegriffen wird, eine Synagoge oder eine Moschee geschändet wird, ein Bürger wegen seiner anderen Lebensweise, Herkunft oder Ethnie diskriminiert oder die Kirche verunglimpft wird, dann sind wir damit alle angegriffen. Dann werden wir praktisch und zeigen mit diesem Kongress, was es heißt: Die Demokratie zeigt sich wehrhaft. Und dann lassen wir uns Demokraten nicht auseinandertreiben.“
Der Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates, Olaf Zimmermann, zeigte sich ähnlich optimistisch. "Wir stehen unter ganz massivem Druck besonders durch die neuen Rechten", sagte er und betonte: "Ich bin überhaupt nicht verzagt. Ich glaube, wir werden die Auseinandersetzung gewinnen." Irmgard Schwaetzer, betonte: "Die Aufgabe unserer Zeit ist, genau hinzugucken." Angesichts von über 40 Prozent der Menschen in Deutschland, die sich freiwillig engagierten, gebe es ein "gutes Rückgrat" gegen Abwehr, Ausgrenzung und für Demokratie. Mit Blick auf "antisemitische Auswüchse" sei er voller Vertrauen, dass die Gesellschaft dieses Problem in den Griff bekommen werde, sagte der Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Abraham Lehrer. Andere Vertreter der Allianz erklärten, dass man nicht nur den Blick nach außen richten dürfe. Der katholische Erzbischof von Hamburg, Stefan Heße, sagte, dass ihm auch innerhalb der Kirche Ressentiments etwa gegenüber Flüchtlingen begegneten. Er empfahl Begegnungen: "Je direkter der Kontakt ist, desto geringer sind die Vorbehalte." Heße ergänzte: "Das Grundgesetz muss gekannt und gelebt werden." Das funktioniere nur im Alltag. Ähnlich hatte sich auch Schwaetzer geäußert.
Am Nachmittag boten mehrere „Barcamp-Sessions“ den Teilnehmern die Möglichkeit, die Themen des Kongresses zu vertiefen, voneinander zu lernen und neue Ideen zu entwickeln. Im Fokus standen dabei u. a. Bildungschancen für Geflüchtete, Argumente gegen Stammtischparolen, der kirchliche Umgang mit rechtspopulistischen Tendenzen sowie das gewerkschaftliche Eintreten für Respekt und Solidarität.
Der Zentralrat der Muslime in Deutschland (ZMD) stellte an einem der Stände das Patenschaftsprogramm „WirSindPaten“ vor. Hierzu wurden Infomaterialien und Handreichungen bereitgestellt und Erfahrungen in der Flüchtlingshilfe mit interessierten Teilnehmern ausgetauscht. Das WirSindPaten Projekt, verbindet Flüchtlinge mit freiwilligen Helfern zu einer Patenschaft. Nähere Informationen zum Programm und zukünftige Veranstaltungen gibt es hier: http://www.wirsindpaten.com/de/home-2/