Der Imam und Leiter des IZH – Ayatollah Ramezani, war am ersten Tag dieser Versammlung bei der dreistündigen Diskussionsrunde anwesend. Dabei begrüßte er alle Teilnehmer und sagte über die Wichtigkeit solcher Veranstaltungen: Ich freue mich erneut, im Kreise junger Gläubiger wie Sie zu sein, und danke Gott für diesen himmlischen Segen. Weiterhin möchte ich mich bei den Initiatoren dieser wertvollen Veranstaltung bedanken. Einer der Besonderheiten solcher Veranstaltungen ist, dass sie sich jedesmal mit einen grundlegenden Thema befasst, was die Jugendlichen in Europa beschäftigt. Es wird darüber debattiert und verschiedene Ansichtspunkte zur Sprache gebracht. So werden dann die Jugendlichen mit der reichhaltigen Kultur des Islams vertraut. Solche Programme sollten und der Kontakt mit den Jugendlichen solten im Laufe des Jahres fortgesetzt werden, und dabei Themen, wie: verschiedene Lehren, Ansichten, Ethik und Sorgen der Jugendliche behandelt werden. Dies ist besonders in der heutigen Zeit, wo es viele Unklarheiten in Bezug auf die Religion gibt, notwendig.
Anschließend sagte er über die Ansichten bezüglich der Gesandtheit der Propheten: Im Laufe der Geschichte gab es stets extremistische Ansichten über die göttlichen Propheten. Einige erhoben sie bis zur Gottheit und – Gott steh uns bei – glaubten sie seien Götter, oder die Kinder Gottes, und einige wiederum sahen in ihnen nichts anderes, als ganz normale Menschen. Doch aus der Sicht des Korans haben die Gesandten Gottes zwei Dimensionen: einmal die irdische und menschliche Dimension, und einmal die himmliche und mystische.
Gemäß den religiösen Lehren muss der Gesandte Gottes in erster Linie ein Mensch sein, denn er soll ein Vorbild darstellen. Andererseits ist er der Botschafter Gottes und will die Worte Gottes empfangen und sie dann den Menschen verkünden. Daher muss er eine höhere Stellung als die Menschen besitzen und himmlische Aspekte haben. Der Koran sagt in der Sure Kahf, Vers 110:
قُلْ إِنَّمَا أَنَا بَشَرٌ مِّثْلُكُمْ يُوحَىٰ إِلَيَّ
Sprich: "lch bin nur ein Mensch wie ihr, doch mir ist offenbart worden“
Hier wird verdeutlicht, dass die Propheten auch Menschen sind, aber eben halt nicht einfache Menschen. Der Gesandte Gottes ist kein Übermensch, doch sicherlich ein erhabener und über die normalen Menschen, der würdig ist, die Botschaft Gottes zu empfangen und mit den Engeln zu sprechen.
Der Vertreter der höchsten schiitischen Instanzen wies anschließend auf das Vers 157 der Sure Araf, hin und fügte hinzu:
Der erhabene Gott beschreibt in diesem Vers einen wahren Gläubigen so:
الَّذِينَ يَتَّبِعُونَ الرَّسُولَ النَّبِيَّ الْأُمِّيَّ الَّذِي يَجِدُونَهُ مَكْتُوبًا عِندَهُمْ فِي التَّوْرَاةِ وَالْإِنجِيلِ يَأْمُرُهُم بِالْمَعْرُوفِ وَيَنْهَاهُمْ عَنِ الْمُنكَرِ وَيُحِلُّ لَهُمُ الطَّيِّبَاتِ وَيُحَرِّمُ عَلَيْهِمُ الْخَبَائِثَ وَيَضَعُ عَنْهُمْ إِصْرَهُمْ وَالْأَغْلَالَ الَّتِي كَانَتْ عَلَيْهِمْ ۚ فَالَّذِينَ آمَنُوا بِهِ وَعَزَّرُوهُ وَنَصَرُوهُ وَاتَّبَعُوا النُّورَ الَّذِي أُنزِلَ مَعَهُ ۙ أُولَـٰئِكَ هُمُ الْمُفْلِحُونَ
Die dem Gesandten, dem ungelehrten Propheten, folgen, den sie bei sich in der Tora und im Evangelium verzeichnet finden. Er befiehlt ihnen das Rechte und verbietet ihnen das Verwerfliche, er erlaubt ihnen die köstlichen Dinge und verbietet ihnen die schlechten, und er nimmt ihnen ihre Last und die Fesseln, die auf ihnen lagen, ab. Diejenigen nun, die an ihn glauben, ihm beistehen, ihn unterstützen und dem Licht, das mit ihm herabgesandt worden ist, folgen, das sind die, denen es wohl ergeht.
In den schiitischen Überlieferungesquellen steht, dass Gott für die Rechtsleitung der Menschheit 124.000 Gesandte (نبی) entsandt hat. Gemeint sind diejenigen, die mit Gott in Verbindung standen, und aufgrund ihrer hohen Stellung, vom Jenseits bescheid wussten. Natürlich waren nicht alle dieser Gesandten für die ganze Welt gedacht.
Unter diesen 124.000 Gesandten waren nur 313 Propheten, Also solche, die beauftragt waren, göttliche Religionen zu verbreiten. Unter diesen 313 Propheten selbst waren nur 5 Propheten „Oulu Azm“, also Propheten mit einer heiligen Schrift. Von diesen 5 Propheten ist einer der Vollender, also der Vollender der Prophetenreihe und auch der Juwel der Propheten. Denn Prophet Mohammad (gegrüßet sei er) war der höchste aller Propheten und der letzte der Prophetenreihe.
Im heiligen Koran wird erwähnt, dass in den heiligen Schriften, wie im Evangelium und in der Tora, die Eigenschaften des geehrten Propheten des Islams genannt wurden, und die wahren Juden und Christen auf sein Erscheinen warteten und an seine Aufrichtigkeit glaubten.
Der Imam des IZH sagte über das Vertrauen in den heiligen Propheten (gegrüßet sei er), und seine Unterstützung: Im Koran steht über diejenigen die sich zum Propheten bekennen und ihn gegenüber den Feinden und Gegnern unterstützen, und sich seinen Worten fügen, dass diese in den Himmel kommen „أُولَـٰئِكَ هُمُ الْمُفْلِحُون“ (denen es wohl ergeht[1]). Doch die Frage ist nun, wie man in der heutigen Zeit den Propheten unterstützen kann. Diese Unterstützung ist in Form der Wiederbelebung der moralischen Traditionen und der menschlichen Werte. Die Unterstützung des Propheten ist in der vernünftigen und richtigen Vorstellung des Islams. Die Unterstützung des Propheten ist durch Einhaltung der moralischen Werte möglich – durch das Helfen der Menschen und gutes Benehmen – all dies, wozu der Prophet aufgerufen hat. Die Unterstützung des Propheten macht den Menschen erhaben und beliebt. Sie stabilisiert einem, beschert Liebe und Freundlichkeit, Vernunft und Spiritualität. Wir dürfen allerdings nicht vergessen, dass, wenn wir die göttliche Religion unterstützen, im eigentlichen Sinne, uns selbst helfen, denn Gott ist in sich vollkommen und braucht unsere Unterstützung nicht.
Der Leiter der schiitischen Theologen der EU sagte bezüglich der Hinabsendung des Korans: Der Koran wurde uns offenbart, um den Menschen die richtige Lebensweise zu lehren. Der Koran ist das Buch der Gesetze. Der Koran ist das Erbe des Propheten, das uns in Obhut gegeben worden ist. Der Koran ist dafür da, damit man sich im alltäglichen Leben danach richten kann – und nicht nur, um in Trauerzeremonien oder bei Koransitzungen mit schöner Stimme rezitiert zu werden. Der Koran sollte in den Taten und Denkweisen der Menschheit gesehen werden.
Was aber von enormer Wichtigkeit ist, ist, dass wir in unserem Leben die beiden wichtigen Aspekte „Vernunft und Spiritualität“ besonderer Beachtung schenken sollten. Religiöse Lebensweise beschert uns Vernunft und Spiritualität. Im Koran treffen wir auf über 300 Verse über Nachdenken und Vernunft. Zum Beispiel sagt Gott im Vers 10 der Sure Anbia:
لَقَدْ اَنزَلْنا إِلَیْکُمْ کِتابًا فیهِ ذِکْرُکُمْ اَفَلا تَعْقِلُونَ
Wir haben ein Buch zu euch hinabgesandt, in dem eure Ermahnung steht. Habt ihr denn keinen Verstand?
Ayatollah Ramezani sagten über die Verbindung zwischen einer vernünftigen Lebensweise und dem Erscheinen des Erlösers der Menschheit, dem Imamen der Zeit: Wenn der Islam eine vernünftige Lebensweise verordnet, bedeutet dies, dass alle menschlichen Lagen – selbst, Gefühle und Triebe, logisch und mit Vernunft geleitet und kontrolliert werden müssen. Im Vers 24 der Sure Anfal wird darauf hingewiesen, worin steht:
يَا أَيُّهَا الَّذِينَ آمَنُوا اسْتَجِيبُوا لِلَّـهِ وَلِلرَّسُولِ إِذَا دَعَاكُمْ لِمَا يُحْيِيكُمْ ۖ وَاعْلَمُوا أَنَّ اللَّـهَ يَحُولُ بَيْنَ الْمَرْءِ وَقَلْبِهِ وَأَنَّهُ إِلَيْهِ تُحْشَرُونَ
O die ihr glaubt, leistet Allah und dem Gesandten Folge, wenn er euch zu dem aufruft, was euch Leben gibt. Und wisset, daß Allah zwischen dem Menschen und seinem Herzen trennt und daß ihr zu Ihm versammelt werdet!
Im vernunftgeleitetem Leben ist das Hauptziel des Lebens die Liebe zum erhabenen Gott. Der Prophet Mohammad (gegrüßet sei er) ist auch entsandt, um uns zu diesem vernunftgeleiteten Leben, einhergehend mit Spiritualität und Erkenntniss, aufzurufen.
In den Überlieferungen bezüglich des Erscheinen des Erretters wird gesagt, dass die Vernunft des Menschen in dieser Zeit seinen Höchststand erreicht. Daher wird die Regierung des Imamen der Zeit eine Regierung der Logik, Vernunft und Spiritualität sein. Aus dieser Sicht ist es klar und eindeutig, dass der Imam der Zeit niemals nach Krieg und Gewalt streben wird. Er strebt nach Frieden und wird sich um Frieden und Sicherheit – den Wunsch aller Menschen – bemühen. Dies bedeutet jedoch nicht, dass er vor den Unterdrückern und Machthabern, die nicht bereit sind, das Recht anzuerkennen und weiterhin die Menschen unterdrücken, schweigen wird. Er wird sich ihnen widersetzen, und das ist das, was die Menschheit von einem Erretter erwartet. Leider sind wir in der heutigen Zeit Zeuge davon, dass einige Leute von Menschenrechte und Verteidigung der Würde der Menschen sprechen, jedoch für Macht und Reichtum überall auf der Welt unschuldige Menschen ermorden. Wenn man uns nun fragt, wie wir als Wartende auf den Erreter, ihn würdig sein können, so heißt es: Ein würdiger Wartender verbreitet den Ruf zur Gerechtigkeit und Spiritualität, um die Voraussetzungen für sein Erscheinen zu Schaffen, und beginnen wird er mit sich selbst.
Nach der Rede heilten die Jugendlichen mit Ayatollah Ramezani eine zweistündige Disskussionsrunde und stellten Fragen. Am Ende der Tagung beteten alle Teilnehmer vom ganzen Herzen in einer spirituellen Atmosphäre für die Gesundheit des Imamen der Zeit.