Am meisten tun mir die vielen unschuldigen Menschen Leid. Die, die getötet wurden und die, die verletzt worden sind. Wir stehen heute an der Seite der Londoner und wir sind in Gebeten und Gedanken bei den Opfern und den Hinterbliebenen und ich hoffe inständig, dass die Versehrten wieder vollumfänglich genesen. Der Mörder und Terrorist hat einmal mehr Schande und Unglück über uns gebracht. Das war auch sein Ziel. Seines und derjenigen, die ihn in den Terror getrieben haben. Er soll zerstören, uns Angst machen, Zwietracht zwischen den Völker und Religionen treiben. Sein Ziel und das seiner Eidgenossen ist es auch, dass eine ganze Religionsgemeinschaft diskreditiert werden soll.
Wer in den islamischen Ländern bereit ist ganze Dörfer abzuschlachten und in Folge seines Rückzuges nun verstärkt im Westen Ziele ankündigt treffen zu wollen, wird leider diese blutige und schändliche Handschrift auch in Zukunft aufweisen.
Wenn jetzt wiederholt in Talkshows und Berichterstattungen pseudo-theologische Erklärungsversuche unternommen werden - bei den Islamhassern und Rechten allemal– dann empfinde ich das gar so sehr als Kränkung meines Glaubens, sondern als einen bewussten oder unbewussten Versuch den Terroristen Deutungskraft zukommen zu lassen und damit ihr Geschäft zu unterstützen. Das ist makaber, weil es der Strategie der IS in die Hände spielt. Derzeit befindet sich die „daesh“ nämlich auf den Rückzug und wie eine angeschossene und tollwütige Kreatur versucht sie sich nun über Wasser zu halten, indem sie Terrorziele im Westen ausguckt.
Machen wir sie also nicht stark, indem krampfhaft nach religiöse Deutung gesucht wird und lassen wir nicht zu, dass unsere Freiheit und Gesellschaft damit empfindlich eingeschränkt wird. Die Zerstörung der IS-Utopie funktioniert eben nicht, indem zum Angriff auf die muslimische Zivilgesellschaft geblasen wird – was sich die IS inbrünstig erhofft, weil damit ihre Selbst-Prophezeiung scheinbar bestätigt wird - , sondern indem die Muslime, Moscheen und zivilen islamischen Einrichtungen und Innitiativen einbezogen und als Partner einer offenen Gesellschaft im Kampf gegen den Terror, gleich von welcher Seite, verstanden werden.
Das nun die Islamhasser, die Rechten und sonstigen Ideologen das versuchen zu verhindern, indem sie taktisch alles in die Nähe des Islam schieben, von Ausweisung aller Muslime träumen, die Einschränkung ihrer verfassungsmäßigen verbrieften Grundrechte fordern bis hin zu Überlegungen sie in Lagern aussperren zu wollen, sollte inzwischen durchschaut sein. Sie befeuern damit das Geschäft der „daesch“ und entpuppen sich so als die andere Seite derselben Medaille. Lassen wir uns also von dieser zerstörerischen Kraft, die es gegen unsere freiheitlich demokratischen Gesellschaft abgesehen hat, nicht zermürben.
Unser Werte, unser Glauben und unserer Vernunft verpflichtet uns dazu. Zeigen wir Gesicht, bleiben wir standhaft und zeigen wir uns wehrhaft. Unser Atem ist länger, unsere Kraft wird ihrer standhalten. Aiman Mazyek
source : Islamische Nachrichten.de
Donnerstag
23 März 2017
10:04:21
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Aiman Mazyek: "Zeigen wir Gesicht, bleiben wir standhaft und zeigen wir uns wehrhaft. Unser Atem ist länger, unsere Kraft wird ihrer standhalten."