Der mächtige General Khalifa Haftar bestritt auf dem Kanal "Libya Channel" noch, dass die Milizen die strategisch extrem wichtigen Öl-Exportterminals in Ras Lanuf und Ras Sidr eingenommen haben. Der Sprecher seiner Armee, Colonel Ahmad al-Mismari, gab hingegen öffentlich zu, dass man die Kontrolle über zentrale Einrichtungen an die "Verteidigungsbrigaden Bengasis" verloren habe. Die Angreifer hätten über moderne Panzer verfügt und seit Freitag aus vier Richtungen gleichzeitig angegriffen, berichtete Masmiri. Die "Libysche Nationale Armee" habe sich zunächst zurückgezogen, um Verluste an den Raffinerien zu vermeiden. General Haftar, der mit der Gegenregierung des Landes im ostlibyschen Tobruk verbündet ist, ließ die Stellungen der Milizen aus der Luft bombardieren. Die heftigen Gefechte werfen den Osten Libyens weit zurück in den Bürgerkrieg und machen internationale Hoffnungen auf eine baldige Friedenslösung zunichte.
Bei den "Verteidigungsbrigaden Bengasis" handelt es sich um Extremisten, die sich mit Haftars Truppen in der umkämpfen Großstadt Bengasi bekriegen. Haftar hatte die Terminals, deren Kontrolle in dem ölreichen Bürgerkriegsland großen Einfluss bedeutet, erst im September mit einem Überraschungsangriff erobert. Er versetzte damit der international anerkannten Regierung des Landes, die in Tripolis sitzt und die mit der Führung in Tobruk um die Macht ringt, einen empfindlichen Schlag. Zuletzt war die libysche Ölfördermenge auf 700.000 Barrel pro Tag angestiegen.