IGS plädiert für eine unabhängige, selbstkritische und selbstbewusste Presse
Das Bundesinnenministerium plant einen Workshop über die Wahrnehmung der Muslime in den deutschen Medien. Das Angebot richtet sich an Chefredakteure regionaler und überregionaler Zeitungen. Der deutsche Journalistenverband (DJV) legt seinen Mitgliedern nahe, das Angebot nicht wahrzunehmen. Gerade angesichts einer tendenziell negativen, undifferenzierten und in weiten Teilen unsachlichen Berichterstattung über den Islam und die Muslime können wir diese Empfehlung nicht teilen.
Die defizitäre Berichterstattung spiegelt sich sehr deutlich am Beispiel reißerischer Talkshowtitel in öffentlich-rechtlichen Medien wider, wenn islamrelevante Themen zur Diskussion stehen. Private Medien, die in höherem Maße den Quotendruck und die damit einhergehenden finanziellen Zwänge spüren, spitzen die Darstellung noch stärker zu.
Die Islamisierung sozialer Probleme ist ein weit verbreitetes Phänomen in der medialen Aufarbeitung. Dabei werden soziale oder wirtschaftliche Probleme wie Arbeitslosigkeit, Bildungsdefizite und Kriminalität mit der islamischen Religionszugehörigkeit verbunden. Das führen wir zum einen auf fehlende Expertise der Journalisten, zum anderen auf eine unzulässige Vereinfachung der Berichterstattung zurück.
Prof. Kai Hafez, Kommunikationswissenschaftler der Universität Erfurt, spricht in diesem Kontext über ein Feindbild Muslime, das über die Medien konstruiert wird. Es resultiert aus der Fixierung auf Krisen- und Kriegsgebiete bei der Berichterstattung. Reportagen aus dem muslimischen Alltag, soziale und spirituelle Inhalte des Islams oder Berichte zu muslimischen Friedensbewegungen nehmen hingegen kaum Sendezeit ein.
So werden verzerrte Vorstellungen über die Muslime in Deutschland begünstigt und Islamfeindlichkeit gefördert. Das betrifft vor allem Personen, die keinen Kontakt zu Muslimen pflegen. Diverse Forschungsergebnisse, darunter die Bertelsmann-Studie zur Wahrnehmung des Islams in Deutschland (vgl. Hafez „Die Wahrnehmung des Islams in Deutschland“ 2015) belegen diesen Befund.
Wir erachten unabhängigen Journalismus als eine wichtige Säule innerhalb einer pluralistischen und demokratischen Gesellschaft. Dementsprechend können wir bestehende Sorgen seitens des DJV nachvollziehen, der Staat wolle mit dem Workshop Einfluss auf die Medienberichterstattung nehmen. Wir teilen diese Sichtweise jedoch nicht, weil wir das Angebot als Möglichkeit betrachten, ein gegenseitiges Verständnis zwischen Medienmachern und muslimischen Akteuren zu schaffen. Daher legen wir dem DJV und seinen Mitgliedern nahe, die Initiative des Bundesinnenministeriums selbstbewusst und selbstkritisch wahrzunehmen.
http://igs-deutschland.org/news/presse/presseerklaerung/401-igs-plaediert-fuer-eine-unabhaengige-selbstkritische-und-selbstbewusste-presse
Die defizitäre Berichterstattung spiegelt sich sehr deutlich am Beispiel reißerischer Talkshowtitel in öffentlich-rechtlichen Medien wider, wenn islamrelevante Themen zur Diskussion stehen. Private Medien, die in höherem Maße den Quotendruck und die damit einhergehenden finanziellen Zwänge spüren, spitzen die Darstellung noch stärker zu.
Die Islamisierung sozialer Probleme ist ein weit verbreitetes Phänomen in der medialen Aufarbeitung. Dabei werden soziale oder wirtschaftliche Probleme wie Arbeitslosigkeit, Bildungsdefizite und Kriminalität mit der islamischen Religionszugehörigkeit verbunden. Das führen wir zum einen auf fehlende Expertise der Journalisten, zum anderen auf eine unzulässige Vereinfachung der Berichterstattung zurück.
Prof. Kai Hafez, Kommunikationswissenschaftler der Universität Erfurt, spricht in diesem Kontext über ein Feindbild Muslime, das über die Medien konstruiert wird. Es resultiert aus der Fixierung auf Krisen- und Kriegsgebiete bei der Berichterstattung. Reportagen aus dem muslimischen Alltag, soziale und spirituelle Inhalte des Islams oder Berichte zu muslimischen Friedensbewegungen nehmen hingegen kaum Sendezeit ein.
So werden verzerrte Vorstellungen über die Muslime in Deutschland begünstigt und Islamfeindlichkeit gefördert. Das betrifft vor allem Personen, die keinen Kontakt zu Muslimen pflegen. Diverse Forschungsergebnisse, darunter die Bertelsmann-Studie zur Wahrnehmung des Islams in Deutschland (vgl. Hafez „Die Wahrnehmung des Islams in Deutschland“ 2015) belegen diesen Befund.
Wir erachten unabhängigen Journalismus als eine wichtige Säule innerhalb einer pluralistischen und demokratischen Gesellschaft. Dementsprechend können wir bestehende Sorgen seitens des DJV nachvollziehen, der Staat wolle mit dem Workshop Einfluss auf die Medienberichterstattung nehmen. Wir teilen diese Sichtweise jedoch nicht, weil wir das Angebot als Möglichkeit betrachten, ein gegenseitiges Verständnis zwischen Medienmachern und muslimischen Akteuren zu schaffen. Daher legen wir dem DJV und seinen Mitgliedern nahe, die Initiative des Bundesinnenministeriums selbstbewusst und selbstkritisch wahrzunehmen.
http://igs-deutschland.org/news/presse/presseerklaerung/401-igs-plaediert-fuer-eine-unabhaengige-selbstkritische-und-selbstbewusste-presse