Die deutsche Botschafterin am Heiligen Stuhl, Annette Schavan, hat sich für den konfessionell gebundenen Religionsunterricht an deutschen Schulen ausgesprochen. Im Religionsunterricht gehe es um die Entdeckung der eigenen Identität und um das Kennenlernen der eigenen und anderen Religionen. „Ich bin fest davon überzeugt, dass es falsch ist, Religion aus den Schulen und Universitäten herauszuhalten“, sagte die ehemalige baden-württembergische Kultusministerin.
Der Vorsitzende der atheistischen Giordano-Bruno-Stiftung, Michael Schmidt-Salomon, widersprach Schavan. Schüler dürften nicht „religiös ghettoisiert“ werden und müssten stattdessen „gemeinsam überlegen, wie ein Zusammenleben in der Gesellschaft möglich ist“. Religion dagegen stärke das Individuum und schwäche das Zusammenleben. „Aus Nächstenliebe kann auch schnell Fremdenhass entstehen, wenn der Nächste nur der ist, der zur eigenen Gruppe gehört“, so der Philosoph. Dennoch gehöre auch Religion zur Bildung. „Ohne Religionsgeschichte kann man die Welt nicht verstehen“, sagte Schmidt-Salomon. Der Bekenntnisunterricht sei aber der falsche Weg.
Weiter warnte Schmidt-Salamon vor einem Missbrauch von Religion. Religion bedrohe die offene Gesellschaft, wie Anschläge durch radikale Muslime und christliche Fundamentalisten zeigten.