„Ich habe solche Angst um meine Eltern“, sagt die junge Frau, eine Amerikanerin mit syrischen Wurzeln. Sie lebt in einem Bundesstaat im mittleren Westen, der bei den Wahlen am Dienstag für Donald Trump gestimmt hat. „Mein Vater kann nicht wieder zum Flüchtling werden. Wenn wir von hier wieder wegziehen, würde ihn das umbringen“, sagt die Frau, die ihren Namen nicht nennen möchte.
Auch in sozialen Medien berichten muslimische Frauen davon: Ihre Mutter habe angerufen und sie angefleht, den Hidschab abzunehmen, schrieb eine Userin auf Twitter. Nicht-Muslime boten muslimischen Freunden an, sie nach Hause zu begleiten, wenn sie Angst hätten.
Einreiseverbot für Muslime
Diese Sorgen gründen sich unter anderem auf Aussagen Trumps. Im vergangenen Dezember hatte der damalige Präsidentschaftsbewerber ein totales Einreiseverbot für Muslime gefordert. Liberale US-Bürger, aber auch Republikaner, reagierten empört. Im Juli schwächte Trump seine Forderungen ab: Die Regierung müsse umgehend die Einwanderung aus Ländern stoppen, die von Terrorismus betroffen seien, sagte er. Diese Beschränkungen sollen seiner Ansicht nach bestehen bleiben, bis tiefgreifende Prüfungsmechanismen für potenzielle Einwanderer eingeführt sind.
Unterstützer des Republikaners argumentierten damals, es gehe um die Herkunftsländer der Menschen und nicht um deren Religion. Wenige Wochen später heizte Trumps Sohn Donald Jr. die Debatte mit einem umstrittenen Tweet wieder an. Er postete ein Bild von einer Schale mit bunten Bonbons und der Frage, ob die Menschen auch zugreifen würden, wenn sie wüssten, dass drei der Bonbons tödlich seien. „Das ist unser Problem mit syrischen Flüchtlingen“, schrieb der 38-Jährige weiter.
Mit dem Wahlergebnis befassen sich nun auch Nahost-Experten. Eine Frage ist zum Beispiel, wer in der kommenden Regierung Einfluss haben wird. Pragmatiker oder extreme Stimmen wie etwa der frühere Chef des rassistischen Ku-Klux-Klan, David Duke, der Trump zum Wahlsieg gratulierte.
Die Wahl hat aus Sicht des Islam-Experten Shadi Hamid von der US-Denkfabrik „Brookings Institution“ weitreichende Auswirkungen. „Für viele von uns war das nicht nur normale Politik. Es ging um die Sicherheit unserer Familien und Gemeinden. Deswegen ist es so beängstigend“, schreibt er auf Twitter. Er mache sich Sorgen um seine Eltern. „Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich über Politik geweint.“