Warum hat Imam Husein sich zum Kampf erhoben? Strebte er danach zu regieren oder wollte er die muslimische Gesellschaft verändern? Gab es keinen anderen Weg, so dass die Menschen nicht das Leid erleben musste, welches der Familie des Propheten (Gottes Segen sei auf ihm) angetan wurde? Wir wollen in dieser mehrteiligen Reihe Fragen wie diese beantworten.
Mohammad, das Siegel der Propheten - der Segen Gottes sei auf ihm und Friede seinem Hause - hat gesagt: "Husein (Friede sei mit ihm) ist die Leuchte der Rechtleitung und das Schiff der Rettung."
Die aufrichtige Befolgung des praktizierten Glaubens und der moralischen Gesinnung dieses Imams ist zweifelsohne ein Garant für das Glück des Einzelnen und der Gesellschaft. In einer zuverlässigen Überlieferung in den schiitischen und sunnitischen Quellen heißt es, dass der Prophet einmal, als Husein zu ihm kam, sagte: "Willkommen o Husein! Du Zierde der Himmel und Erde!" Da fragte Ubay Ibn Ka`b, einer von denen , der die Offenbarung schriftlich festhielt und der gerade neben dem Propheten saß: "O Prophet Gottes - gibt es denn außer dir noch jemanden, der die Zierde der Himmel und Erde wäre?" Der Prophet antwortete: "Bei Gott, der mich wahrlich als Prophet gesandt hat: Der Rang Huseins in den Himmeln ist größer als auf der Erde! Dort ist es wo geschrieben steht: Husein ist die Leuchte der Rechtleitung, das Schiff der Rettung und der fehlerlose Lenker."
Das erste, was sich über die Eigenschaften Imam Huseins (F) sagen lässt, ist, dass er im wahrsten Sinne des Wortes "Diener Gottes" war. Seine Gott-Dienstbarkeit trat in allen seinen Worten und Taten in Erscheinung. Er dachte an nichts anderes als daran, Gott zufrieden zustellen. Jahrelang hat er geduldig während des Kalifats des Muawiya die Religion Gottes bewahrt und geschützt. Doch als Yazid, der Sohn von Muawiya, an die Macht kam, sah er den Zeitpunkt gekommen, sich zu erheben, wenn er Gottes Zufriedenheit erreichen wollte. Husein verzichtete auf sein Leben und auf seine Lieben und sprach: "O Herr ! Was fand der, der dich verlor? Und was verlor der, der Dich fand?!"
. In einem Buch über die Eigenschaften Imam Huseins (F) heißt es: Husein ist das Wahrzeichen des Gott-Dienens. Alle Überbringer der Botschaft Gottes und alle Fehlerlosen Imame haben aufrichtig und leidenschaftlich ihrem Gott gedient. Doch Huseins Dienen waren etwas Besonderes. Von dem Augenblick an, wo das Licht seines Seins im Leben seiner Mutter Fatima (gegrüßet sei sie) in Erscheinung trat bis zu dem Augenblick wo sein leuchtendes Haupt auf der Lanze aufgespießt wurde, hat er immer und überall Gott gepriesen, und ihm gedankt und Seiner Größe und Reinheit gedacht und man hörte ihn das Buch Gottes verlesen."
Imam Husein (F) ist 25 Mal zu Fuß zum Hadsch gepilgert und er hat jeden Tag insgesamt 1000 Raka` (Gebetsabschnitte) verrichtet. Seine Liebe zum Gebetsdienst und zum Gott-Dienen war groß. Am Vorabend zum 10. Muharram (Aschura) bat er die Anführer des feindlichen Heeres, in dieser Nacht nicht seine Zelte anzugreifen. Er erbat sich für diese Nacht eine Frist, damit er Gott dienen und Ihn anbeten und anflehen kann. Bis zum Morgen verbrachte er mit Beten, Bittgebeten und Gott-Dienen. Je größer die Last der Leiden in Karbala für den Imam und je größer die Trauer um Verluste war, desto größer wurde auch die Geduld des Imams und seine Zufriedenheit mit dem was Gott bestimmt hatte und er sagte: "O Gott, ich bin einverstanden mit dem womit du einverstanden bist."
Imam Husein trägt auch den Beinamen Aba Abdullah. Der "Vater von Abdullah". Sein jüngster Sohn Abdullah wurde als Säugling in Karbala von den Feinden getötet.
Die abwegigen Entwicklungen nach Verscheiden des Propheten wurden im Laufe der Zeit immer schlimmer. Die Umayyaden herrschten seit Uthman in Schaam (Großsyrien) und 41 Jahre nach der Hidschra des Propheten (Ende des 7. Jahrhunderts nach Christus) hatten sie offiziell das Kalifat über die muslimische Gesellschaft vollständig unter ihre Kontrolle gebracht. Der Umayyadenherrscher Muawiya war der Sohn des Abu Sufiyan und Abu Sufiyan war einst der größte Feind des Propheten im Stamme der Qureisch gewesen. Die islamischen Begriffe waren inzwischen so sehr manipuliert worden, dass quasi nur noch der Name Islam verblieben war. Selbst dieser drohte ausgemerzt zu werden, als Yazid, der Sohn Muawiyas das Regiment als angeblicher "Fürst der Gläubigen" übernahm. Yazid hat sogar einmal die gesamte Lehre des Propheten geleugnet und gesagt: "Vom Himmel ist keine Nachricht herabgekommen. Es ist gar nichts offenbart worden!"
Yazid wollte, um seine Macht zu festigen, um jeden Preis Imam Husein (Friede sei mit ihm) zum Treueid zwingen. Der Treueid an eine Person wie Yazid bedeutete die Legalisierung aller Vergehen und Sünden des Yazid. Ein solcher Eid war mit der Verpflichtung zur Zusammenarbeit bei der Ermordung von unschuldigen Menschen und bei der Vernichtung der Größe und des Ansehens des Islams verbunden. Für Imam Husain (F) kam ein solcher Treueid auf keinen Fall in Frage. Als Yazid sich als religiöser und politischer Führer der Muslime und als das Oberhaupt der Islamischen Welt ausgab, verweigerte der Imam ihm den Treueid und machte allen auf diese Weise die Unrechtmäßigkeit der Regierung von Yazid klar.
Imam Husein , der Enkelsohn des Propheten des Islams und dessen Nachfolger hat zu Farazdaq, dem bekannten arabischen Dichter, gesagt. "Sie (Yazid und seine Leute) haben den Gehorsam gegenüber dem Allbarmherzigen beiseite gelassen, die Verdorbenheit öffentlich gemacht und die Verbote für ungültig erklärt. Sie trinken Wein und reißen das, was den Armen zusteht, an sich. Ich bin am besten dafür geeignet, mich zur Verteidigung der Religion, der Ehre, des Religionsgesetzes und des Dschihads auf dem Wege Gottes zu erheben."
Imam Husein leistete gegen Yazid Widerstand und er brachte logische Gründe für diesen Widerstand vor, damit keiner einen Vorwand findet, Verantwortung abzuschütteln.
Imam Husein (F) ist großes Unrecht geschehen. Mit diesem Unrecht blieben seine Unterdrücker unauslöschlich in der Geschichte als Frevler verbucht. Aber sein Name verewigte sich mit einem heldenhaften Kampf, dem Märtyrertod und der Gefangennahme seiner Familie.
Die Bewegung Imam Huseins (F) erinnert an die hohe Moral von geläuterten Menschen und deren Opfertaten auf dem Wege Gottes, mit denen sie andere zur Erfüllung ihrer Pflichten und zur Opferbereitschaft angeregt haben.
Es sind großartige Menschen, die im Leben an höhere Ziele glaubten und nach höheren Werten strebten. Vorbilder für Glauben, Moral, Mut, Edelmut und Standhaftigkeit, die die Geschichte zieren. Muslim Ibn Aqil ist einer von ihnen. Dieser mutige Soldat auf dem Weg der Wahrheit - war der Gesandte Imam Huseins nach Kufa. Durch seinen Märtyrertod wurde das Heldenepos in Karbala eingeleitet.
Im Jahre 60 nach der Hidschra (um 680 nach Christus) erhielt Imam Husein aus Kufa und Basra (im Irak) Tausende von Briefen,in denen die Muslime in diesen Städten ihm ihre Treue gegenüber Yazid versprachen. Der Imam schickte Muslim Ibn Aqil von Mekka aus nach Kufa, und sagte: "Wenn die Bürger mir den Treueid geben, werde ich kommen." Muslim Ibn Aqil wurde von den Einwohnern in Kufa begeistert empfangen. Muchtar nahm ihn in seinem Hause auf. Die Kufaner kamen scharenweise herbei und schworen Imam Husein die Treue. Aber die Begeisterung sollte nicht lange dauern.
Yazid , der um seine Macht in Kufa fürchtete, überließ dem Gouverneur von Basra, Ubaidullah Ibn Ziyad auch die Verwaltung von Kufa und befahl die Ermordung von Muslim Ibn Aqil . Ibn Ziyad verbreitete Angst und Schrecken in Kufa und alle wandten sich wieder von Muslim ab. Hani Ibn Urwa, ein bekannter Schiit, der den Propheten noch persönlich gekannte hatte, nahm ihn als Erster heimlich bei sich auf. Unterdessen hatte Ubaydullah Ibn Ziyad einerseits denen schwer gedroht, die den Boten Imam Huseins bei sich aufnehmen und andererseits denen, die sein Versteck verraten, eine große Belohnung versprochen.
Muslim musste auch das Haus von Hani Ibn Urwa verlassen. Keiner wollte ihn aufnehmen, bis schließlich eine Anhängerin des Prophetenhauses namens Tau`ah ihm eine Bleibe gewährte. Ihr Sohn aber war ein Anhänger des Ibn Ziyad. Als er herausfand, dass seine Mutter Muslim im Haus versteckt hatte, meldete er es dem Gouverneur von Kufa. Dessen Soldaten drangen in der Nacht in das Haus von Tau`ah ein. Muslim kämpfte tapfer mit dem Säbel gegen sie, bis sie ihn vollständig umstellt hatten. Hinterrücks bohrten sie ihm eine Lanze in den Leib und streckten ihn zu Boden. Sie schleppten ihn zum Regierungssitz, um ihn zu töten. Ein neues Blatt des Heldenmutes füllte sich vor den Blicken der Geschichte. Muslim Ibn Aqil sagte kurz vor seinem Märtyrertod :
"Heute trinke ich aus dem Brunnen des Blutes und koste den Nektar des Märtyrertodes. Doch bin ich froh und freue mich, dass mein Tod nichts anderem dient als dem Weg der Wahrheit und des Korans."
Als Imam Husein (F) von dem Martyrium seines treuen Helfers erfuhr, sagte er mit Tränen in den Augen: "O Gott! Verleih uns und unseren Anhängern einen hohen Rang und versammle uns an dem Ort Deiner Gnade, alles steht in Deiner Macht.!
Der Friedensgruß Gottes und der Engel und der Reinen sei auf Muslim Ibn Aqil und gegrüßt seien jene, die seinen Weg ,den Weg der Wahrheit und der Freiheit, fortgesetzt haben und fortsetzen.