Italien will eine Art staatliches Diplom für Imame einführen. Voraussetzung soll sein, dass die Geistlichen einen Kurs über staatsbürgerliche und rechtliche Fragen absolvieren. Im Gegenzug sollen sie unter anderem die Möglichkeit zur Seelsorge in Haftanstalten erhalten. Über die Grundzüge verständigten sich Innenminister Angelino Alfano und Vertreter der großen islamischen Religionsgemeinschaften und muslimischen Gemeinden bei einem Treffen im Ministerium in Rom, wie die Zeitung Il Messaggero (Dienstag) berichtet.
Einig sei man sich mit den Islamvertretern, dass Predigten in den Moscheen in der Landessprache Italienisch erfolgen sollten. Staatlich anerkannte Imame bekämen Zugang zu „besonderen Orten wie Gefängnissen oder anderen geschützten Räumen“, sagte Alfano bei dem Treffen.
Weiter erhielten die Geistlichen Ansprechpartner auf staatlicher Seite, an die sie sich bei Fragen oder Problemen wenden könnten.
Islamfeindlichkeit in Europa
Alfano äußerte sich besorgt über einen „rassistischen und islamfeindlichen Wind“, der derzeit in Europa wehe. Zugleich verwies er darauf, dass 2015 sieben Imame wegen Aufstachelung zu Gewalt aus dem Land gewiesen worden seien. Die Grundrechte der italienischen Verfassung gälten für alle Bürger unabhängig von ihrer Glaubensrichtung, so der Minister. „In Italien herrscht volle Kultfreiheit, aber die Regeln des Kults dürfen nicht zu unseren Gesetzen und Regeln in Widerspruch stehen.“ Die Regierung wünsche „einen neuen Typ von Imam, der sich seiner öffentlichen Rolle bewusst ist“.
In Italien leben unter rund 60 Millionen Einwohnern nach Regierungsangaben 1,6 Millionen Muslime. Die Treffen zwischen Innenministerium und Islamvertretern sollen dem Bericht zufolge künftig regelmäßig stattfinden.