Imam Mahdi – möge seine Rückkehr beschleunigt werden – lebt seit dem Jahr 941 n. Chr. in der großen Verborgenheit, also seit über 1000 Jahren, aber er ist dennoch mit und unter uns. Wer kennt den Pfad zu dir? Wer kann uns in deine heilige Nähe bringen? „As-salamu alaikum ya Baqiyyatullah – Friede sei mit dir, o Du Hinterbliebener Gottes.“
Wieso binden wir unseren geliebten Imam der Zeit nicht in unserem Alltag ein? Vor jedem Gebet, bei der Arbeit, in der Uni oder Schule, beim Kochen oder beim einfachen Spaziergang begrüßt ihn mit „As-salamu alaikum ya Baqiyyatullah“ und lasst ihn an eurem Alltag teilhaben. Wenn wir keine Beziehung zu unserem Imam aufbauen, wie sollen wir dann in seine heilige Nähe gelangen?
Seine Nähe zu erlangen ist eigentlich ganz einfach: Ein Mensch kann – gemäß den Überlieferungen – höher steigen als die Engel, aber auch tiefer sinken als Tiere. Kurz: Kontrolliere deine Begierde und du wirst höhere Stufen als die Engel erreichen! Und dann ist man ihm nah. Die folgenden Geschichten mögen als Proviant für jene spirituelle Reise zu unserem geliebten Imam dienen. Ein Hinweis im Vorfeld: Viele bekannte Gelehrte sind Schüler des großen Lehrer Sayyid Qadhi. Dazu gehören auch Ayatullah Bahdschat und Allama Tabatabai.
Geschichte Nr. 1: Eines Tages trifft ein Schüler Sayyid Qadhis seinen verehrten Lehrer in einem Café. Der Schüler war überrascht: „Sie hier?“ Sayyid Qadhi antwortete: „Mein Körper ist mein Mittel der Himmelfahrt.“
Die Moral der Geschichte: Wenn eine Person versteht, was der Mensch ist, kann sogar das Kaffeetrinken eine Himmelfahrt sein.
Geschichte Nr. 2: Sayyid Muhammad Hussein Tabatabai, auch bekannt als Allama Tabatabai, revolutionierte die Welt der Qur’anauslegung mit seinem großen Werk „Tafsir al-Mizan“. Er verließ seine Heimat Tabriz und seine edle Familie. Er opferte sehr viel. Dieser gütige Mensch ging einst direkt zum Schrein Imam Alis, vollzog eine Ziyara (Audienz) und bat um die Fürsprache, Rechtleitung und Unterstützung. Nach dem Tawassul (Fürsprache) und Bittgebet fühlte er, dass jemand die Hand auf seine Schulter legte: „Du fragtest Imam Ali um Rechtleitung? Der Imam hat mich (Sayyid Qadhi) dir geschickt. Ab sofort beginnen wir den Unterricht mit zwei Sitzungen die Woche.“ Zudem empfahl er ihm zweierlei: „Studiere für Gott und schütze deine Zunge!“
Die Moral der Geschichte: Den Geschmack des Glaubens kostet man erst, wenn man seine Zunge unter Kontrolle hat.
Sayyid Qadhi brachte einst seinen Schülern bei: „Wenn ihr während eures Gottesdienstes, eine Vision habt, dann ignoriert diese und fahrt mit eurem Gottesdienst fort. Dann wird das Auge des Herzens die Engel sehen.“
Geschichte Nr. 3: Eines Tages betete Allama Tabatabai und erblickte plötzlich dabei mit den Augen seines Herzens eine Vision. Ein Geschöpf stieg mit einer Schale aus dem Himmel herab und bot sie ihm an. Dieses Getränk oder diese Speise wurde ihm einmal von rechts und einmal von links angeboten. Allama Tabatabai erinnerte sich an die Worte seines Lehrers Sayyid Qadhi, ignorierte dieses Geschöpf und fuhr mit seinem Gebet fort. Allama Tabatabai sah die Enttäuschung in dem Gesicht des Geschöpfes mit der Schale und wie es schließlich hinfort ging.
Die Moral der Geschichte: In der Himmelfahrt zu Allah sollen wir nur nach Allah verlangen. Alles andere soll beim Gottesdienst gleichgültig sein.
Die Ahlulbayt – Gottes Segen und Frieden auf ihnen – und der heilige Qur’an lehren uns, dass eine Stunde Nachdenken besser sein kann als siebzig Jahre Gottesdienst. Der Qur’an lädt zum Nachdenken und Reflektieren ein. Wir müssen unseren Gottesdienst hinterfragen. Was ist Gottesdienst (Ibada)? Die bösen Dschinns und die Teufel setzen alles daran, dass wir unseren Gottesdienst nur auf das Beten, Fasten und Oberflächliches reduzieren. Aber ist es allein das, was der Qur’an uns empfiehlt? Der erhabene Schöpfer von den Dschinns und Menschen schuf uns, um Ihm zu dienen. Aber in einer anderen Stelle im Heiligen Qur’an spricht Allah: „Esset und trinket.“ Also: Lasst uns mehr über die Worte Allahs nachdenken und reflektieren. Wir sind für den Gottesdienst erschaffen, gleichzeitig sind wir aber auch mit Bedürfnissen geschaffen, um diese zu stillen. Dieses kann ein Teil des Gottesdienstes sein, wenn es richtig umgesetzt wird. Freizeit, Halal-Entertainment und Spaß soll dazu dienen, dass wir uns erholen, um wieder arbeiten bzw. besser dienen zu können. 22 Stunden FIFA zocken ist also nicht drin!
Spiritualität ist kein Gefühl. Vielmehr bedeutet es, ein Gottesdiener zu sein. Manchmal fühlt man sich nicht danach, einen bestimmten Gottesdienst zu verrichten. Ein Beispiel: Eine Mutter möchte pünktlich aufstehen und das Gebet verrichten. Aber es wird von ihrem Baby aufgehalten, da es Durst oder Hunger hat. Was wir im Auge haben sollen, ist die Ergebenheit zu Allah.
Ein Hauza-Student fragte einmal einen spirituellen Lehrer in Qum: „Wie kann eine Person die ganze Zeit Gott dienen, Seiner gedenken?“ Der Lehrer zeigte auf die Glühbirne in seinem Büro und entgegnete: „Was würde passieren, wenn wir all die Elektrizität in die Glühbirne stecken? Du fragst nach Licht. Allah ist Nuur (Licht). Er wird es dir langsam, langsam geben, je mehr wir Ihm gehorchen und dienen, desto mehr wird Er uns von Seinem Licht schenken.“ Mit dem Gottesgehorsam in jeder Situation erhöht man sein komplettes Dasein. Spiritualität bedeutet somit Gehorchen, Nachdenken und nicht bloß ein inneres Gefühl.
Imam Husain – Friede Gottes sei mit Ihm – besitzt eine höhere Stellung in den Himmeln als auf der Erde. Die Millionen, die Jahr für Jahr zu ihm pilgern, sind nur ein kleines Zeichen seiner Gottergebenheit auf Erden. Im Himmel hat er noch viel mehr erreicht.
Der erste Schritt, um die Liebe unseres Imams zu erhalten, ist also sich selbst zu reinigen: Meide Sünden. Dafür müssen wir allerdings erst mal wissen, was Sünden überhaupt sind. Eigne dir Wissen über Sünden (Halal und Haram) an. Wir können nicht jede beliebige Frisur tragen, reden, wie wir wollen oder mit jedem befreundet sein. Wir sind Diener Allahs.
Beobachte Dich immer wieder bei jeder Handlung, ob du sündigst. Es ist ein großer Schritt, nicht mehr zu sündigen. Welcher Blick, welche Musik ist erlaubt? Welche Reinheitsregeln gibt es? Ist mein (innerer und äußerer) Hidschab korrekt? Wie ist die Beziehung zu meinen Eltern? Sie nicht zu verletzen und gut zu ihnen zu sein, ist eine Pflicht für uns. Der Mensch muss in allen Situationen bedacht sein das Richtige, was nicht haram ist, zu tun. Der nächste Schritt wird uns danach geschenkt – so Gott will.
Der Teufel hat das Ziel uns von Allah und Imam Mahdi (a.) zu trennen. Die dominierende Kultur weltweit ist die satanische Kultur. Wir befinden uns in einem Krieg. Der einzige Weg ein Gläubiger zu sein, ist Dschihad (Anstrengung) gegen die eigenen Triebe aber auch den Teufel anzutreten. Damals versuchten die Feinde Imam Chomeinis – möge Allah seine Stufen im Paradies erhöhen – ihn zu töten. Diese Versuche sind gescheitert. Nun hat der Feind eine neue und gefährliche Kriegsmethode entwickelt: Soft War! Denn wenn man die Gedanken und Herzen der Menschen beherrscht, dann hat man sie gefangen und sie gehorchen einem.
Imam Chamene’i – möge Allah ihn beschützen – sagt nicht grundlos, dass ihr jungen Leute die Kommandanten in diesem Krieg seid! Haltet Euch in diesem Krieg an den stellvertretenden Kapitän des Schiffs, unterstützt ihn und er wird Euch zum Kapitän aller Kapitäne führen, dem Mahdi – Friede sei mit Ihm.
Autoren: Hassan Madani, Yamin Naqvi & Abbas Haddad