AhlolBayt News Agency (ABNA)

source : spiegel
Dienstag

14 Juni 2016

07:36:43
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Terror-Angst: Trump instrumentalisiert Orlando-Massaker für seinen Wahlkampf

US-Milliardär Trump will sich nach dem Massaker in Florida als starker Mann im Kampf gegen den Terrorismus präsentieren - und macht erneut Stimmung gegen Muslime.

Die Bühne ist vorbereitet. Am St. Anselm's College in New Hampshire will US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump heute eine große Rede halten. Besonders ausführlich will sich Trump dabei mit dem Anschlag von Orlando beschäftigen.

Einen Vorgeschmack auf seine Rede gibt Trump bereits bei Twitter: Seit klar ist, dass der Angreifer Omar Mateen afghanischer Abstammung ist, wettert er dort gegen den angeblich zu weichen Kurs von US-Präsident Barack Obama und seiner Konkurrentin Hillary Clinton im Kampf gegen den islamistischen Terrorismus. "Was in Orlando passiert ist, ist erst der Anfang. Unsere Führung ist schwach und ineffektiv." Nur einer könne Amerika noch vor dem radikalen Islam retten, macht er deutlich. Und das sei natürlich er.

Typisch Trump: Die meisten Opfer sind noch nicht einmal identifiziert, etliche Fragen sind noch ungeklärt, da weidet er das Verbrechen bereits für seine politischen Zwecke aus. Während es nach Ereignissen dieser Art in den USA sonst üblich ist, das parteipolitische Gezänk aus Gründen der Pietät wenigstens für einige Zeit einzustellen, geht Trump kurzerhand in die Offensive. Mit Macht will er den Anschlag von Orlando zum neuen beherrschenden Thema des US-Wahlkampfs machen.

Wenige Monate vor der Schicksalswahl im November verhandelt Amerika so wieder einmal die schwierigen Fragen, die das Land seit Jahren beschäftigen - und spalten. Gibt es gegen islamistischen Terrorismus ausreichend Schutz? Müssen die Waffengesetze verschärft werden? Und muss sich Amerikas Militär nicht viel stärker im Kampf gegen die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) im Nahen Osten engagieren?

Trump und die Schlange

Ginge es nach Trump, wäre die Antwort einfach: Er würde am liebsten gar keine Muslime mehr ins Land lassen. Schon seit dem Beginn seiner Wahlkampagne macht der US-Milliardär gezielt gegen die Minderheit Stimmung. Zwar spricht er immer vom "radikalen Islam", den er als Präsident bekämpfe wolle. Zugleich tut er aber so, als stellten Muslime generell eine Gefahr für Amerika dar. In seiner ersten Reaktion auf den Anschlag von Orlando warf er Clinton vor, sie wolle den Zuzug von Migranten aus dem Nahen Osten massiv ausweiten - und damit gleichsam eine neue Generation von Terroristen ins Land holen.